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Es werden Posts vom Januar, 2015 angezeigt.

Eine Wolke aus Licht

Die Bäume des Wäldchens ziehen vorbei. Rechts öffnet sich der Blick auf die Ostsee. Draußen auf dem Wasser liegen Containerschiffe. Er fährt am Leuchtturm vorbei. Von der Aussichtsplattform winken zwei Kinder dem Motorradfahrer zu. Auf dem großen Parkplatz stellt er die Maschine ab. Er folgt dem Fußweg durch die Dünen, vorbei an den Betonbunkern, die seit 70 Jahren Meer und Sand trotzen. Am Strand läuft er sich die lange Fahrt aus den Beinen. Weich gibt der tiefe Sand unter den schweren Schuhen nach. Jeder Schritt bringt ihn wie mit Sieben-Meilen-Stiefeln fort vom Alltag. Er bleibt stehen. Weiter geht es nicht. Hier verschwindet das Land zwischen den Meeren. Die Wellen von Ost- und Nordsee laufen aufeinander zu, werfen Gischt auf und laufen wieder voneinander weg. Er setzt sich auf der Landzunge, die in einem Bogen zwischen den Meeren verläuft, in den Sand. Die Finger spielen mit den kleinen Steinen und Muscheln. Sein Blick versucht vergeblich die Wellen bei ihrem Spiel einzufangen. W

Das mit dem Wunder, das lernst du schon noch

Das Mädchen wirft den Stift weg. „Mama, das geht nicht!“, ruft es laut. Die Mutter kommt und schaut der vierjährigen Tochter über die Schulter. Lauter Kringel sieht sie dort. Mit etwas gutem Willen ist der Name des Mädchens zu erkennen. Die Mutter nimmt den Stift und schreibt den Namen langsam und deutlich auf das Papier. „So geht das, siehst du?“ Das Mädchen versucht es noch einmal. Aber schon wieder sehen seine Kringel ganz anders aus als die der Mutter. Das Mädchen haut mit der Faust auf den Tisch. Die Mutter streichelt ihrer Tochter über den Kopf. „Das lernst du schon noch. Komm mal erst in die Schule.“ „Ich will das aber nicht lernen!“, antwortet das Mädchen, „ich will das können!“ „Du kannst das“, sagt die Mutter zu ihrem Sohn, doch der schüttelt den Kopf. „Er kann das“, sagt die Mutter zu den Männern, die dabei stehen. „Tut alles, was er euch sagt.“ Und Jesus tut, was er kann, obwohl er es nicht will. „Meine Stunde ist noch nicht gekommen“, sagt er. „Es ist noch nicht so weit. G

Neuanfang am Jordan

Der Mann war ein Ereignis. Ein Aussteiger, den man gesehen haben musste. Allein schon wie er lebte: Außerhalb der Stadt mit ihrem geregelten Alltag. Fern der ach so guten Sitten. Gegen alle Gewohnheiten. Er war anders als die feinen Priester, die in ihrem Tempel feierlich und geheimnisvoll die Opfer vollzogen. Und er war auch ganz anders als die bedächtigen Schriftgelehrten, die jedes Wort des Gesetzes zerkauten. Johannes, so hieß der Mann, war einer, der deutliche Worte sprach: „Seht auf euer Leben. Seht auf das, was ihr tut und sagt. Und seid ehrlich zu euch. Dann werdet ihr erkennen: Ihr lebt für euch und nach eurem Willen und hofft, so euer Glück zu finden. Aber ihr irrt euch. Schaut euch mit den Augen Gottes an. Fragt nach dem, was er von euch will. Ändert euer Leben. Richtet es auf Gott aus. Nur dann werdet ihr selig.“ Er sprach deutliche Worte. Zu jedem, egal ob es nun eine bodenständige Bäuerin oder eine Dame aus dem Königshaus, ein übernächtigter Hirte oder ein mächtiger Geset

Mitnehmen oder dalassen? - Auch ein Dialog

- Es stellt sich alle Jahre wieder die grundsätzliche Frage: Mitnehmen oder dalassen? - Mitnehmen. Immer erst einmal alles mitnehmen. - Egal was? - Egal was. Was man hat, das hat man. Und alles kann einem irgendwann nochmal nützlich werden. - Willst du trotzdem noch wissen, wovon ich spreche? Wenn du weißt, worum es geht, sieht deine Antwort vielleicht anders aus. - Meinst du? Na denn: Was soll ich dalassen oder mitnehmen? - Deinen Stein und deinen Stern. - Ach. Ja. Richtig. Was mache ich mit dem Stern und dem Stein, den ich in der Hand halte, mit dem ich mich an das Schöne und an das Schwere im vergangenen Jahr erinnert habt? Entweder ich nehme beides mit nach Hause. Oder ich lasse es hier auf dem Altartisch liegen. Meinst du das? - Ja, das meine ich. Also: Mitnehmen oder dalassen? - Ganz wie du willst. - Ein Mann, keine Meinung. – Was ich will, das weiß ich. Du sollst für dich wissen, was du willst. Also dalassen oder mitnehmen? - Was willst du denn? - Nein. Erst du. - Gute Frage. -