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Mein Gebet

Er steht an seinem Pult und streckt sich. Es dauert, bis sich die Verspannungen der Nacht gelöst haben. Er ist ein alter Mann. Mitte Fünfzig. Das Fleisch wird schwach. Aber der Geist ist wach. So wach wie vor dreißig Jahren. Da traf er Paulus das erste Mal in der Synagoge. Solange er sich daran erinnert, ist er jung. So jung wie er damals war. Er lebte in Ephesus zu der Zeit, in der großen und umtriebigen Hafenstadt. Er fühlte sich wohl dort, in dem bunten Durcheinander der Menschen. Er konnte ganze Tage auf den Plätzen der Stadt oder am Hafen verbringen. Das Leben sog er in sich auf wie die Gerüche, die durch die Straßen zogen. Manchmal versetzte ihn die Stadt in einen Glücksrausch. Dann wieder schmeckte alles vermeintliche Glück nur noch schal. Er stieß sich an den Ellenbogen, die andere ausfuhren, wenn es darum ging, vorwärts zu kommen. Er schüttelte den Kopf darüber, wie sie alle zusammen von einem Tempel zum anderen rannten. Immer hatten sie kleine oder große Opfer

Der Europäische Gerichtshof und das Beten - Ein Dialog

Ich weiß nicht, ob du es wusstest und ihr. Aber: Es gibt ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes zum Beten . Nein?! Doch, ist zwar schon was älter. Aber habe ich gestern erst auf Facebook gelesen und auch gleich geteilt. Und?! Also: Wenn einer betet und sein Gebet geht nicht in Erfüllung, dann müssen die Kirchen dafür einstehen. Das ist jetzt nicht dein Ernst? Doch. Da hatte einer gebetet, dass er zu seinem 30. Geburtstag einen Porsche in seiner Garage stehen hat. Und das hat nicht geklappt? Genau. Daraufhin hat er den Papst verklagt – der Kläger ist zum Glück Katholik. Und hat Recht bekommen. Ja. Der Europäische Gerichtshof sagt, die Kirchen sagen: Gebete werden erfüllt. Dadurch kommt ein Vertrag zustande. Der Vertrag muss eingehalten werden. Und wenn Gott das nicht tut, dann müssen die Kirchen einspringen. So sehen das die Juristen. Und der Kläger hat jetzt also seinen Porsche? Ja! Er ist darüber zwar vier Jahre älter geworden. Aber dafür steht jetzt ein Porsche 98