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Es werden Posts vom März, 2021 angezeigt.

Wo Glaube vielleicht anfängt

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Wir beginnen mit dem Ende. Mit dem Ende der Predigt vom letzten Sonntag . Da zitierten wir Dietrich Bonhoeffer. Der schrieb 1934 : Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Er schrieb und wir sagten: Gott gibt diese Kraft nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. Wenn wir könnten, würden wir Bonhoeffer ja gern fragen, ob er diesen Glauben hat. Den Glauben, der alle Angst vor der Zukunft überwindet. Mit dem, was er schreibt, bewegt er sich ja dazwischen: Zwischen der Angst und dem Glauben. Zwischen der Furcht vor dem, was kommt, und dem Vertrauen auf den, der da ist. Als wären beide wirklich. Die Angst und der Glaube. Die Angst, die mich zittern lässt, weil ich nicht weiß, wie alles werden soll. Der Glaube, der mich ruhig macht, weil ich vertraue, dass es gut wird. Als würden beide in mir kämpfen. Mal singt der Gl

Ich weiß ja doch

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Mittendrin sind wir in der Passionszeit. In der Zeit, die vom Leiden erzählt. Zum Beispiel von Hiobs Leiden : Meine engsten Freunde verabscheuen mich. Sogar diejenigen, die mir am liebsten sind, stehen mir feindselig gegenüber. Meine Haut klebt nur noch an den Knochen. Nur das nackte Leben ist mir noch geblieben. Habt Mitleid, habt Mitleid mit mir, ihr seid doch meine Freunde! Denn Gott hat mich mit diesem Unglück geschlagen. Warum verfolgt ihr mich, wie Gott es tut? Wann hört ihr endlich auf, mich zu zerfleischen? Ach, wenn ich mir doch wünschen könnte, dass meine Verteidigungsrede aufgeschrieben wird – wie bei einer Inschrift, die man in den Stein ritzt! Mit einem Meißel soll man sie in den Fels hauen und ihre Buchstaben mit Blei ausgießen. Ich weiß ja doch, dass mein Erlöser lebt. Als mein Anwalt wird er auf der Erde auftreten und zum Schluss meine Unschuld beweisen. Mit zerfetzter Haut stehe ich hier. Abgemagert bin ich bis auf die Knochen. Trotzdem werde ich Gott sehen. Ich werde

Aus der Hand geben

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Es war Frühling in Jerusalem. Zeit für das Passahfest. Zeit, das Leben zu feiern und die Freiheit. Es befanden sich auch einige Griechen unter denen, die zum Fest nach Jerusalem gekommen waren, um Gott anzubeten. Die Griechen waren Fremde in dieser Stadt. Sie waren gekommen, weil sie von dem Gott gehört hatten, der hier angebetet wurde. Sie hatten die Geschichten gehört, die sich die Juden von ihrem Gott erzählten, gerade jetzt zum Passahfest. Unser Gott hat uns aus Ägypten und der Gefangenschaft befreit. So hieß es. Die Geschichten hatten die Griechen nach Jerusalem gezogen. Und auch ihre Sehnsucht. Nach einem Gott, der sie frei macht. Frei im alltäglichen Leben. Frei von denen da oben. Von den römischen Herren und ihren Helfershelfern. Von der Besatzungsmacht und allen ihren Steuern und Regeln. Und wenn die Römer erst einmal verschwunden wären und die äußeren Zwänge, dann würden auch all die anderen Zwänge von ihnen abfallen. Keine Sorgen mehr um das Auskommen und das Einkommen

Kinder der Dämmerung

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Wer von euch schon einmal auf dem Mond war, der weiß aus eigener Erfahrung: Dort wird es mit einem Schlag hell oder dunkel. Eben war noch Tag, jetzt ist Nacht. Eben war noch Finsternis, jetzt ist Licht. Für die Erdlinge dagegen gibt es die Dämmerung. Zwischen Tag und Nacht breitet sie sich mal länger, mal kürzer aus. Die Finsternis kriecht langsam heran und schluckt das Licht. Der Tag bricht zaghaft an und vertreibt die Nacht. Wir gehen davon aus, dass von euch keiner jemals auf dem Mond war. Und wir unterstellen, dass auch keine hinter dem Mond leben will. Dort, wo Licht und Dunkel wechseln, als würde man einen Schalter umlegen. Wir leben dort, wo es reichlich Dämmerung gibt. Um diese Jahreszeit erleben wir sie oft am Esstisch. Während wir frühstücken, kommt das Tageslicht. Beim Abendbrot leuchtet kurz vor der Dunkelheit das Abendrot auf. Es gibt Menschen, die ziehen morgens vor Tagesanbruch mit der Kamera los, um den Sonnenaufgang einzufangen und ihn dann auf Facebook oder Instag