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Es werden Posts vom Februar, 2014 angezeigt.

Ich bin ein dankbarer Mensch geworden

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe unserer Sendung „Lebenszeit“. Heute mit einem besonderen Gast, den Sie alle kennen. Lange Jahre war er Wirtschaftsminister und Vizekanzler. Sie wissen alle: Er hat unser Land durch schwere Jahre geleitet. Was bislang wenige wussten: Er kann auf eine sehr bewegte Lebensgeschichte zurückschauen. Über die will ich mich mit unserem heutigen Gast unterhalten. Herzlich willkommen, Herr Josef. Ich freue mich, dass Sie da sind. Ich freue mich auch. Vielen Dank für die Einladung. Herr Josef, ich habe ja mit großem Interesse und auch Vergnügen ihre Autobiographie gelesen, die jetzt im Verlag Genesis erschienen ist. Sie haben ihr den Titel gegeben: „Gott gedachte es gut zu machen“. Wie kamen sie auf diesen Titel? Die Idee stammt, da muss ich ehrlich sein, gar nicht von mir. Meine Lektorin, der ich für ihre Mitarbeit sehr dankbar bin, hat das Urheberrecht an dem Titel. Das war bei unserem ersten Treffen in einem Café. Sie saß mir gegenüber und schaute mic

Die Silbermünze in der offenen Hand

In der Faust halte ich eine Münze. Die Silbermünze, die er mir gegeben hat. Ich habe sie mir sauer erarbeitet. Den ganzen Tag habe ich den Rücken krumm gemacht und Reben beschnitten. Ranke um Ranke, Reihe um Reihe. Der Rücken tut weh. An der Hand habe ich eine Blase vom vielen Schneiden. Eigentlich ist die Silbermünze ja in Ordnung. Das ist der vereinbarte und übliche Tageslohn. Bezahlung nach Tarif. Davon können ich und meine Familie leben. Und wenn ich will, kann ich morgen wiederkommen. Arbeit ist noch da. Und Geld, das ich verdienen kann. Dennoch: Ich bin unzufrieden. Denn der dahinten, der spielt auch mit einer Silbermünze. Aber der hat keine Rückenschmerzen und keine Blase an der Hand. Der hat nicht den ganzen Tag geschuftet. Eine Stunde war der da. Hat ein bisschen die Reben zusammengetragen, hat mit ihnen ein Feuer angezündet und dann daneben gestanden und hin und wieder mit der Forke neue Reben nachgelegt. Weniger hat er gearbeitet. Viel weniger als ich. Aber der Lohn, der ist

Wenn Petrus zwei Mal klingelt

Bibeltexte sind auch nur Menschen. Sie reden von Menschen, aus ihnen reden Menschen. Manche von ihnen sind wie alte Bekannte, die wir schon lange kennen und denen wir immer wieder begegnen. Da ist der verlorene Sohn, dem wir nachfühlen können, dass er durch die Welt ziehen muss, um etwas zu erleben. Dass er dabei auf die schiefe Bahn gerät, mag uns wohl abstoßen. Aber dann teilen wir doch mit ihm die Freude, dass sein Vater ihn wieder aufnimmt. Oder da ist der verzweifelte Jeremia, den der Zorn Gottes treibt, Menschen ihre Fehler vorzuhalten, den Finger in ihre Wunden zu legen – und der ihnen doch viel lieber freundliche Wort sagen würde. So wie es Jesaja tut, sein Prophetenkollege, der von Gottes Zukunft mit seinen Menschen, von der Zukunft der Menschen mit ihrem Gott schwärmen darf. Sie sind alte Bekannte, denen wir immer wieder begegnen: dem einer eher mit gemischten Gefühlen, dem anderen mit großer Wiedersehensfreude. Stellen Sie sich einmal vor, so ein Text, der Mensch hinter oder

Die Liebe anstoßen

Maria und Josef sind in den Tempel nach Jerusalem gekommen. So wie es Menschen seit 800 Jahren tun. Die Tradition ihres jüdischen Glaubens will es so. Sie fordert, dass Maria kommt. Die Geburt ihres Sohnes hat sie unrein gemacht. 40 Tage lang durfte sie sich dem Heiligen nicht nähern. Und jeder, der rein bleiben wollte, durfte ihr nicht nahe kommen. Jetzt darf Maria zurückkehren ins gesellschaftliche Leben. Und sie darf wieder ins Heilige – zumindest soweit, wie es Frauen damals erlaubt war. Ein Opfer macht sie wieder rein. Die Tradition will es so. Sie will auch, dass Maria und Josef ihren ersten Sohn Jesus in den Tempel bringen. „Jede männliche Erstgeburt soll als heilig für den Herrn gelten.“ So sagt es das alte Gesetz, die Thora. Jeder erstgeborene Sohn gehört Gott. Ihm muss er gebracht und gezeigt werden. Und dann muss er mit einem Geldopfer ausgelöst werden. Maria und Josef bringen dieses Opfer nicht – vielleicht weil Jesus ohnehin ganz und gar Gott gehört, sie können ihn überha