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Es werden Posts vom Juli, 2013 angezeigt.

Perlenschatz

„Die feuchte Erde klebt an den Stiefeln. Den Klappspaten in der linken, die Metallsonde in der rechten Hand, folgt Volker Beyer den Spurrillen des Ackers. Das monotone Summen des stabförmigen, von einem Ring abgeschlossenen Geräts durchbricht die Stille. Beyer schwenkt es in rhythmischen halbkreisförmigen Bewegungen, möglichst schnell, um keinen Zentimeter Boden auszulassen. Immer in der Hoffnung, dass das Summen einem schrillen Heulen weicht, die Sonde Metall im Boden anzeigt. Die Sonde heult auf. Neugierde. Spannung. Ernüchterung. ‚Ist nur Eisen’, sagt Beyer.“ So berichtete ein Reporter der FAZ von seiner Begegnung mit Volker Beyer, dem Sondengänger, dem Sonderling, der in der Hoffnung auf einen kleinen oder gar großen Schatz über den Acker geht. Von zwei sonderbaren Schatzsuchern erzählt auch Jesus, als er einmal mit seinen Jüngern in kleiner Runde zusammensitzt: "Das Himmelreich gleicht einem Schatz, der im Acker vergraben ist: Ein Mann entdeckte ihn und vergrub ihn wieder. Vo

Ein Blinder sieht das Licht

Es ist die Geschichte seines Lebens. Er muss sie erzählen. Immer wieder. Weil das, was er erlebte, nach außen drängt. So erzählt er: „Der Mann, der Jesus heißt, machte einen Brei und strich ihn mir auf die Augen. Dann sagte er zu mir: 'Geh zu dem Wasserbecken von Schiloach und wasche dich.' Ich ging dorthin, und als ich mich gewaschen hatte, konnte ich sehen.“ (Johannesevangelium 9,11 - www.basisbibel.de) Das ist Jahre her. Wer ihn heute sieht, der kommt nicht auf den Gedanken, dass er jemals blind gewesen sein könnte. Auch die, die ihn von kleinauf begleitet haben, vergessen es manchmal: Blind wurde er geboren. Er selber hat es nicht vergessen. Jedes Mal, wenn er die Augen schließt, erinnert er sich an das Dunkel, in dem er über Jahre saß. Manchmal macht er sich sogar einen Spaß daraus und bewegt sich mit geschlossen Augen durch die Straßen. Er kennt sich immer noch blind in ihnen aus. Er weiß noch wie viele Schritte es von seinem Haus bis zur nächsten Straßenecke sind, wo ein

Ein Wunder, das für alle reicht

Wunder geschehen ja bekanntlich immer wieder. Wie wäre es, wenn wir es einmal darauf ankommen ließen? Auf der Nordseite unserer Kirche liegt eine große Wiese brach. Da könnten wir gemeinsam hingehen, wenn wir mit dem Gottesdienst fertig sind. Wir könnten auch noch etwa 4.900 Menschen dazu einladen. Die fänden auf der Wiese jedenfalls auch noch Platz. Und dann könnten wir fünf Brote und zwei Fische nehmen. Und dann mal sehen, was passiert. Vielleicht würden wir ja tatsächlich alle satt und könnten am Ende noch zwölf Körbe mit Brot einsammeln. Wunder geschehen ja bekanntlich immer wieder. Natürlich werden wir das nicht tun. Keiner von uns hält sich für Jesus. Aber stellen Sie sich vor, wir täten es doch. Wir gingen mit 5.000 Menschen auf die Wiese. Und das Wunder würde dann geschehen. Wir und die 4.900 anderen würden auf der Wiese satt werden. Ich unterstelle, dass viele von Ihnen misstrauisch würden. Die Sache müsste irgend einen Haken haben. Vielleicht den, dass es bereits vor dem Gott

Sehnsuchtsorte

Föhr ist ein Sehnsuchtsort. Das habe ich gelernt in den vier Monaten, die wir jetzt auf der Insel mitten in der friesischen Karibik sind. Föhr ist ein Sehnsuchtsort für viele Urlauber. So habe ich hier alte Nachbarn wieder getroffen aus der Stadt, in der ich aufgewachsen bin. Seit dreißig Jahren kommen sie Sommer für Sommer hierher nach Nieblum. Anfangs waren ihre Kinder – sie sind in etwa in meinem Alter – noch Kinder. Jetzt begleiten sie die Eltern mit ihren eigenen Kindern. Föhr ist aber auch ein Sehnsuchtsort für die Amerikafahrer unter den Föhrern. Viele sind in den 50er und 60er Jahren wenigstens für einige Zeit Jahre dort gewesen. Die einen sind wieder hier. Die anderen sind noch dort, und doch regelmäßig zu Besuch hier. Erst vorgestern stand ein solches Paar bei mir im Pastorat. Gerade an diesen Sommertagen kann ich die Urlauber und die Amerikafahrer gut verstehen. Die grüne Marsch, das glitzernde Watt, der blaue Himmel – Föhr ist ein Sehnsuchtsort. Das verbindet Föhr mit dem J