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Es werden Posts vom März, 2015 angezeigt.

Wie Hingabe Leiden schafft

Wer einen Menschen an sich binden will, der sollte ihn um einen Gefallen bitten. So heißt es in Ratgebern zur Menschenführung. Da ist etwas dran: Jemand kommt zu mir kommt und bittet mich ganz freundlich: „Kannst du mir mal einen Gefallen tun?“ Ich fühle mich geschmeichelt, dass der andere meine Hilfe möchte. Ich werde also kaum „Nein“ sagen, es sei denn, ich kann den anderen überhaupt nicht leiden. Andererseits: Ob ich gleich und rundheraus „Ja!“ sage? Jesus jedenfalls tut es nicht. Er tut es nicht, als Johannes und Jakobus, die zwei Brüder, die mit ihm durch das Land ziehen, ihn um einen Gefallen bitten. Aber sie fallen ja auch gleich mit der Tür ins Haus: „ Jesus, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst. “ Wie soll Jesus damit umgehen? So wie ich vielleicht damit umgehe, wenn mich jemand um einen Gefallen bittet. Auch wenn ich mich noch so geschmeichelt fühle: Statt gleich Ja zu sagen, antworten ich lieber vorsichtig: „Das hängt davon ab!“ Genau das tut Jesus: „ Was wollt ihr d

Glückliche Sehnsucht

Der Mann spannt jede Muskel an seinem Körper an. Mit seiner Schulter stemmt er sich gegen den riesigen Stein vor ihm. Der Felsblock setzt sich in Bewegung und rollt eine Umdrehung den Hang hinauf. Er ist kurz vor dem Ziel. Nur noch einmal durchatmen, die letzten Kräfte sammeln, noch ein Stoß mit dem Körper gegen den Stein. Da dreht das Übergewicht den Felsblock zurück und er rollt den ganzen Abhang wieder hinunter. Der Mann geht ihm mit schwerfälligem Schritt hinterher. Unten angekommen beginnt er mit leerem Gesicht, den Stein erneut über den Berghang zu wuchten. So erzählt eine alte griechische Sage vom Sisyphos, dem König von Korinth. Die Götter haben ihn dazu verdammt, auf ewig den Felsblock einen Abhang hinaufzuwälzen ohne jemals auf dem Gipfel anzukommen. Und Sisyphos leidet – an der Aufgabe, an sich, an den Göttern. Manchmal geraten Menschen in Situationen, die schier unmenschlich sind. Sie zu ertragen, übersteigt alles Vermögen. Sie auszuhalten, übersteigt alles Verstehen. Jerem