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Es werden Posts vom Dezember, 2013 angezeigt.

Das Gartenhäuschen - eine Weihnachtsgeschichte

Der Kopf ist nach hinten auf die Sofalehne gesackt. Das Strickzeug liegt in ihrem Schoß. Tief und gleichmäßig atmet sie aus und ein. Auf der Anrichte laufen Hirten und Könige hinter der Krippe her, ohne sie einzuholen. Die drei Kerzen flackern in der Zugluft der Pyramide, die sie antreiben. Der Fernseher wirft ein fahles Licht in das Wohnzimmer. Ein Knabenchor steht auf einem watteweißen Weihnachtsmarkt und singt: „Ja, er kommt der Friedefürst.“ Als der Applaus des Publikums aus den Lautsprechern rauscht, schlägt die Frau zuhause vor dem Fernsehgerät die Augen auf. Sie sieht einen Engel in einem weißen, goldbestickten Kleid. Die Kamera fährt heran und zeigt das junge Gesicht, von dem sie nicht sagen kann, ob es einem Mädchen oder einem Jungen gehört. „Fürchte dich nicht!“, sagt der Engel. „Siehe ich verkündige dir große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn dir ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr, in der Stadt Davids.“ Mit einem Ruck setzt sich die Frau

Von diesem Kind geht ein Geheimnis aus

Alle Jahr wieder staune ich über den Zauber, der von Weihnachten ausgeht. Eine besondere Stimmung erfasst mich jedes Mal. Eine leise Ahnung wacht bei mir schon auf, wenn die ersten Schokoladenweihnachtsmänner in den Läden stehen. Auch wenn sie Weihnachten viel zu früh ankündigen, muss ich doch lächeln: „Ach ja, bald ist es wieder so weit.“ Nach dem Ewigkeitssonntag beginnt dann das Vorbereiten. Der Adventsschmuck zieht in unsere Wohnung ein. Es duftet mitten in der Nacht nach frisch gebackenem Stollen. Ich suche nach fremden und eigenen Weihnachtswünschen. Langsam wächst die Sehnsucht nach dem Frieden, den die Weihnachtstage ausstrahlen. Das hat auch mit der Hektik zu tun, die im Advent überall ausbricht. Mit all den Dingen, an die zu denken ist und die noch schnell zu erledigen sind. Bei manchen von Ihnen mischen sich in die Sehnsucht vielleicht auch Fragen: Wie wird dieses Weihnachten werden? Ohne den geliebten Menschen, der gestorben ist? Ohne die Kinder, die in diesem Jahr weit we

Gute Nachrichten

Heiligabend ist es wieder so weit. Die Bild-Zeitung erscheint mit einer Sonderausgabe. Sie veröffentlicht nur gute Nachrichten. Seit 2002 ist das alle Jahre wieder so. 2012 zählte zum Beispiel diese Schlagzeile dazu: „Feuer in Kinderheim. Wegen Weihnachten wird niemand verletzt“ – wunderbarerweise sind fast alle Heimkinder schon zum Weihnachtsbesuch bei ihren Eltern, als der Brand ausbricht. Ebenso gehört die Nachricht dazu, dass Robert Förstemann und seine Frau Jenni ihren Sohn Noah erwarten – zwar erst am 19. Januar, aber vielleicht kommt er ja schon am Heiligen Abend. Was für die Bild-Zeitung eben gute Nachrichten sind, mögen Sie sagen. Und Recht haben Sie ja. Dennoch: Die Idee hat etwas Verlockendes: Einen Tag mal nur die guten Nachrichten lesen. Die Welt ist doch gar nicht so schlimm, wie sie sonst immer geschrieben wird. „Was schade“, würden die Autoren einer Internetseite unter der Adresse www.gutenachrichten.org dazu sagen. Auch wenn ihre Internetseite so heißt, interessieren s

Advent heißt: Vor einer Tür stehen und warten

Advent heißt: Vor einer Tür stehen und warten. Wie der Mann vom Lande in der Türhüterlegende, die Franz Kafka erzählt. Dieser Mann kommt zum Gesetz. Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Der Mann vom Lande bittet ihn um Eintritt in das Gesetz. Aber der Türhüter sagt, dass er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne. Der Mann überlegt und fragt dann, ob er also später werde eintreten dürfen. "Es ist möglich", sagt der Türhüter, "jetzt aber nicht." Da das Tor zum Gesetz offen steht wie immer und der Türhüter beiseite tritt, bückt sich der Mann, um durch das Tor in das Innere zu sehen. Als der Türhüter das merkt, lacht er und sagt: "Wenn es dich so lockt, versuche es doch, trotz meines Verbotes hineinzugehen. Merke aber: Ich bin mächtig. Und ich bin nur der unterste Türhüter. Von Saal zu Saal stehn aber Türhüter, einer mächtiger als der andere. Schon den Anblick des dritten kann nicht einmal mehr ich ertragen." Der Mann vom Lande entschließt sich, lieber zu w