Die Taube
Als ihm die Sache mit der Taube widerfuhr, die seine Existenz von einem Tag zum andern aus den Angeln hob, war Jonathan Noel schon über fünfzig Jahre alt, blickte auf eine wohl zwanzigjährige Zeitspanne von vollkommener Ereignislosigkeit zurück
Und das war ihm durchaus recht. Denn er mochte Ereignisse nicht, und er hasste geradezu jene, die das innere Gleichgewicht erschütterten und die äußere Lebensordnung durcheinander brachten. So beginnt Patrick Süskind seine Erzählung Die Taube. Mir ist dieser Jonathan Noel sympathisch. Ich kann es ihm gut nachfühlen, dass er sich sein Leben wie einen langen ruhigen Fluss wünscht. Ein Fluss gefüllter Zeit, der gemächlich fließt, durch schöne Landschaften, zwischen weiten Ufern, bis er in das Meer mündet. So ein ruhiges Leben, in dem es keine großen Aufregungen gibt und alles seine gute Zeit hat das wünsche ich mir auch. Nun aber widerfuhr Jonathan Noel die Sache mit der Taube: Nämlich als er eines Morgens die Wohnungstür öffnete. Da saß si