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Es werden Posts vom Juli, 2017 angezeigt.

Friedensbergwanderung

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Ein langgestrecktes Gebäude steht auf einem Hügel. Hohe Mauern mit Fensteröffnungen auf drei Stockwerken. Ein Portal, fast so hoch wie das ganze Gebäude, links und rechts von Säulen begrenzt. Vor dem Gebäude weitet sich ein Platz. Wie Adern zum Herz laufen Wege auf ihn zu. Auf diesen Wegen wimmelt es von Menschen. In großen und kleinen Gruppen ziehen sie zum Hügel. Wem sie unterwegs begegnen, den fordern sie auf, mitzukommen. Gemeinsam steigen sie die Wege hoch. Sie treffen sich alle auf dem Platz vor dem hohen Gebäude. Ein unglaubliches Gedränge. Ein fröhliches Gedränge. Wer dort ankommt, verändert sich. Angestrengte Gesichtszüge lösen sich, gebeugte Rücken richten sich auf. Zornige Augen beginnen vor Freude zu strahlen, geballte Fäuste öffnen sich. Im Gebäude selber stehen sich Männer gegenüber. Mächtige Männer, die es gewohnt sind, dass man auf sie und ihren Befehl hört. Sie reden, sie hören, sie wiegen die Häupter, sie nicken mit den Köpfen, sie reichen sich die Hän

Segnen befohlen

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Die Evangelische Kirche in Deutschland zählt jedes Jahr ihre Schäfchen. Jetzt hat sie erfreut die Statistiken für 2016 vorgelegt. Danach gab es im vergangenen Jahr mehr Taufen und Aufnahmen in die evangelische Kirche hinein als Austritte aus ihr. Mehr gefundene also als verlorene Schafe. Für die Zahlenfreunde unter Ihnen: 190.000 Austritten stehen 180.000 Taufen und 25.000 Aufnahmen oder Wiedereintritte gegenüber. Macht einen Überschuss von 15.000 Schafen. Wären Sie jetzt spitzfindig, würden Sie nach den Sterbefällen fragen. 340.000 waren das in 2016. Macht einen Unterschuss von 325.000 Schafen. Aber Sie sind ja nicht spitzfindig und ich bin es auch nicht. Also freuen wir uns mit der EKD über die erfreuliche Entwicklung. Schließlich geht es ja darum: Schafe suchen und Menschen gewinnen. Fragt sich nur: Wozu? Und wofür? Die Frage nach dem Warum ist schnell beantwortet. Die Kirche hat einen Auftrag. Stärker noch: Sie hat einen Befehl. Einen Taufbefehl. Jesus sagt: „

Trachten machen Menschen

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Foto: Landestrachtenverband Schleswig-Holstein ( via Facebook ). Kleider machen Leute, heißt es. Und Trachten machen Menschen. Das wusstet ihr natürlich längst. Ihr tragt sie ja oft genug. Wir haben das erst gelernt. Als wir auf die Insel kamen. Bei der ersten Konfirmation, die wir hier miterlebt haben. Die Insulaner wissen Bescheid. Den Nicht-Insulanern müssen wir das erklären. Die Jungen ziehen zur Konfirmation einen dunklen Anzug an. Und blanke Schuhe. Schick sehen sie damit aus und festlich. Manche ziemlich cool, die Hände in den Hosentaschen. Die Mädchen tragen fast alle zur Konfirmation Tracht. Zum ersten Mal die Festtagstracht mit der weißen Schürze. Manche auch das erste Mal Tracht überhaupt. Früh müssen sie aufstehen, um angekleidet zu werden. Mit Pai und Schürze und Schultertuch und Kopftuch und Schmuck und allem, was dazugehört. Dann kommen sie zur Kirche und sind verwandelt. Aus den Mädchen sind Frauen geworden. Aufgeregt und ein wenig unsicher, aber vor allem: glückli

Josef und die G20

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So hätte das Ergebnis des G20-Gipfels lauten können: Weil ein Linksautonomer aus dem schwarzen Block während eines Protestes einen geparkten Twingo am Straßenrand angezündet hat, haben die geschockten Regierungschefs der G20-Staaten umgehend eine sozialere Weltordnung beschlossen. „ Die heroische Tat dieses Freiheitskämpfers hat uns umdenken lassen“, erklärten US-Präsident Donald Trump, der russische Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzlerin Angela Merkel. „ Der Raubtierkapitalismus, wie er bisher praktiziert wurde, ist hiermit offiziell beendet. Lasst uns alle im Feuerschein dieses brennenden Kleinwagens als Menschheit näher zusammenrücken.“ Das sind natürlich Fake News. Gefunden auf der Satire-Seite „Der Postillon“ . Die wirkliche Welt spielt nach anderen Regeln. Wie zum Beispiel Josef und seine Brüder mit ihrer vertrackten Familiengeschichte. Sie spielen ihr Geschwisterspiel. Um Macht und Liebe treten sie gegeneinander an. Josef hat zunächst die besseren Karten