Was schenken wir denn dieses Jahr?

Eine kleine Weihnachtsgeschichte zur Jahreslosung 2021

Jesus sagt: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“ (Lukas 6,36)

Die Weisen waren fertig zum Aufbruch. Die Decken lagen auf den Kamelen. Die Bündel mit den Siebensachen hingen an den Höckern. Die Fernrohre lugten griffbereit aus den Umhängetaschen.

„Halt!“, sagte da der Erste, „die Geschenke!“ „Dass wir die aber auch jedes Mal vergessen“, meinte der Zweite. „Ach nee“, stöhnte der Dritte, „was nehmen wir denn dieses Jahr mit?“

Im ersten Jahr war ihnen die Entscheidung noch leicht gefallen. Gold, Weihrauch und Myrrhe mussten es sein. So sehr freuten sie sich über die angekündigte Geburt. So besonders musste das Kind sein, das sie noch gar nicht kannten.

Bei den Besuchen danach fiel es ihnen jedes Mal schwerer, etwas auszuwählen. In einem Jahr strickten ihre Frauen warme Socken und Handschuhe und eine Mütze. Als sie damit in Nazareth bei dem Kind ankamen, erschienen ihnen die Geschenke zwar sinnvoll, aber unangemessen.

Ein anderes Mal packten sie ein Fernrohr, eine Sternenkarte und ein Buch über die größten Sternenforscher (in dem sie selber erwähnt wurden) ein. Erst als Maria alles vorsichtig beiseite legte, fiel ihnen ein, dass das Kind noch gar nicht lesen konnte.

Bislang war es jedes Mal so gewesen: Sie nahmen von zu Hause Geschenke mit, froh dass sie selbst oder ihre Frauen etwas gefunden hatten. Dann standen sie vor dem Kind und Maria und Josef und schämten sich für ihre Geschenke.

„Wie wär's mit …“, fing der Erste an. „Ja?“, fragte der Zweite. „Ach nee, doch nicht!“, entgegnete der Erste. „Wir müssten etwas schenken“, sagte der Dritte, „das wirklich zu ihm passt und wirklich von uns kommt!“ Die anderen beiden nickten ratlos.

Bislang war es auch jedes Mal so gewesen: Maria und Josef hatten sich aufrichtig gefreut über ihren Besuch. Das konnten sie spüren daran, wie sie überschwänglich erzählten und sie bescheiden und großzügig bewirteten.

Das Kind selber war natürlich die allergrößte Freude. Jedes Jahr versuchten sie sich den Satz zu verkneifen: „Du bist aber groß geworden!“ Auf dem Rückweg tauschten sie sich tagelang aus, wie das Kind sie angesehen hatte und es ihnen warm und wohlig wurde. Wenn ihre Frauen sie zu Hause befragten, konnten sie alles genau berichten.

„Ach!“, sagte der Erste, „wir müssten dem Kind schenken, was es uns jedes Mal schenkt!“ „Oh ja,“ stimmte der Zweite zu, „wir gehen hin und sagen: Hier, nimm hin, es ist mein Geist und Sinn.“ „Herz, Seel' und Mut“, fiel der Dritte ein, „nimm alles hin und lass dir's wohl gefallen.“

Zufrieden schauten sich die drei Weisen an. So würden sie es machen. „Obwohl“, sagte der Erste, „so ganz mit leeren Händen ...“ „Aber mit vollen Herzen!“, sagte der Zweite. „Kommt!“, sagte der Dritte, „jetzt reiten wir erst einmal los!“

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