Narrenrede über die Liebe
Ich bin eine Närrin der Liebe. Ich setze mich stundenlang vors Smartphone und warte, dass endlich die Nachricht kommt, auf die ich sehnsüchtig warte.
Ich bin ein Narr der Liebe. Ich schreibe einen Liebesbrief. Und ich schaue zu, wie das Mädchen all ihre Freundinnen um sich versammelt, um mit ihnen meinen Brief zu lesen.
Ich tue Dinge, die ich nie tun würde, wenn ich bei klarem Verstand wäre. Aber ich bin es ja nicht. Aus Liebe werde ich zur Närrin.
Andere lachen über mich und über das, was ich sage und tue. Und auch über das, was ich fühle. Aus Liebe werde ich zum Narr.
Ich bin eine Närrin der Liebe. Ich verabrede mich mit der Freundin, um ihr endlich zu sagen, was ich ihr schon lange sagen muss und bei dem ich nicht weiß, wie sie darauf reagieren wird.
Ich bin ein Narr der Liebe. Ich sage laut, was alle leise tratschen. Was alle wissen und dennoch als Geheimnis bewahren wollen – ich hole es unter dem Teppich hervor.
Was ich zu sagen habe, das wird womöglich die Freundschaft belasten, weil es die Freundin trifft. Aber vielleicht macht es das Band zwischen uns auch fester, weil ich wahrhaftig bin. Aus Liebe mache ich mich zur Närrin.
Das kann sein, dass niemand mehr mit mir sprechen will, wenn ich laut sage, was alle leise sagen. Es kann aber auch sein, dass alle aufatmen, weil endlich einer den Bann löst. Aus Liebe mache ich mich zum Narren.
Ich bin eine Närrin der Liebe. Ich sehe etwas in dir, das du selber nicht siehst. Ich bin der Spiegel, der dir sagt: Du bist schön.
Ich bin ein Narr der Liebe. Ich sehe etwas, das noch nicht ist. Ich sehe, was erst wird. Ich sehe, wie Gerechtigkeit und Frieden sich küssen und bis in den Morgen tanzen.
Vielleicht wirst du widersprechen, weil du beim Blick in den Spiegel die Falten im Gesicht und die Schatten auf der Seele siehst. Aber ich sehe den Glanz und das Leuchten. Die Närrin hält die Liebe hoch.
Bestimmt versuchen die Gewalt und der Hass, den Tanz zu stören. Aber ich rufe einfach laut: Vorsicht! Und die Gerechtigkeit und der Friede springen über das ausgestreckte Bein. Der Narr hält die Liebe hoch.
Ich bin eine Närrin der Liebe. Aber wenn ich keine Liebe habe, bin ich nichts.
Ich bin ein Narr der Liebe. Aber ich wenn ich keine Liebe habe, bin ich ein dröhnender Gong und ein schepperndes Becken.
Die Liebe ist geduldig. Gütig ist sie, die Liebe.
Die Liebe erträgt alles. Sie glaubt alles. Sie hofft alles.
Also: Haltet die Herzen offen.
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