Singt von den Wundern


Singt dem Herrn ein neues Lied, denn Wunder hat er getan! – Manchmal steigt es einfach auf, dieses Lied. Eine leise Melodie klingt im Herzen und drängt über die Lippen.

Den Frauen und Männern, die mit Jesus unterwegs sind, geht das so. Sie haben ihr Ziel vor Augen, Jerusalem, die heilige Stadt. Und sie sehen den Weg, der sie bis hier gebracht hat .

Der war von Wundern gesäumt, von Wundern, die sie selbst erlebt hatten. Ganz am Anfang, da fuhren sie mit ihren Booten auf den See und warfen die Netzen aus und machten einen Fang, der ihr Leben veränderte.

Sie fuhren auch ein anderes Mal auf den See hinaus und der begann im Sturm zu toben und sie fürchteten um ihr Leben und plötzlich, plötzlich hörte das Brausen und Tosen auf und das Schiff dümpelte auf dem spiegelglatten Wasser.

Wunder waren das, da standen ihnen die Münder offen und die Herzen staunten. Als fünf Brote und zwei Fische reichten, um 5000 Menschen satt zu machen, und am Ende noch mehr übrig blieb, als sie am Anfang hatten.

Immer wieder erzählten sie sich von diesen Wundern. Da war der Blinde, der sagte, er wolle wieder sehen – und er konnte wieder sehen. Und das Kind, das wieder aufstand zum Leben.

Und dass ein Mensch einfach sein Leben änderte wie dieser Zöllner. Der einfach so die Hälfte von seinem Reichtum an die Armen verteilte. Das war doch auch ein Wunder.

Und also brechen sie jetzt, kurz vor Jerusalem, in Jubel aus. Sie loben Gott für all die Wunder, die sie miterlebt haben.

Singt dem Herrn ein neues Lied, denn Wunder hat er getan. Manchmal steigt es einfach auf, dieses Lied, und singt von den kleinen und großen Wundern im eigenen Leben.

Manchmal ist das so, du siehst zurück auf die Entscheidung, die du damals getroffen hast, eine Entscheidung, die vieles änderte, vor der du dich damals gefürchtet hast und von der du heute weißt, das sie gut und richtig war.

Schade eigentlich, dass ich das Wunder immer erst im Nachhinein erkenne. Wenn ich mittendrin stecke in der Not und nicht aus noch ein weiß, fürchte ich alles und hoffe auf nichts.

Aber Gott sei Dank, er tut ja Wunder. Du kannst es ja bei anderen sehen. Wie die sich Gott mit vollem Vertrauen in die Arme werfen und aufgefangen werden. Die unter Tränen noch Lebensfreude in sich tragen.

Und dann, dann staune ich auch selber. Staune über den Segen, der meine Sorgen stillt. Über die Kraft, die neu in mir wird, wenn ich denke, sie wäre ganz und gar aufgebraucht.

Singt dem Herrn ein neues Lied, denn Wunder hat er getan. Aber singt nicht zu laut, sagen die Pharisäer: »Lehrer, bring doch deine Jünger zur Vernunft!«, rufen sie Jesus zu.

Sie haben ja recht, die Pharisäer. Die Vernunft beißt sich erst einmal auf die Zunge und presst die Lippen zusammen und denkt nach.

Und sie kommt zu dem Schluss, dass es nicht vernünftig ist, lauthals zu singen. Was sollen die Römer denken, wenn sie die Jünger singen hören?

Die singen ja vom König, der im Namen des Herrn kommt. Und sie meinen nicht den Kaiser in Rom. Und auch nicht König Herodes.

Wenn die Römer die Jünger singen hören, fürchten sie womöglich, dass ein Aufstand bevorsteht. Und was die Römer dann tun, davon malt die Vernunft ein Schreckensbild. Also: Seid vernünftig und singt höchstens im stillen Kämmerlein.

Aber auch ganz unabhängig von dem, was die Römer denken: Es gibt eigentlich keinen vernünftigen Grund, Gott ein Loblied zu singen. Die Zeiten, in denen Wunder geschahen, die sind längst vorüber.

Singt dem Herrn ein neues Lied, denn Wunder hat er getan. Aber singt nicht zu laut. Behaltet euer Lied für euch, sagt die Vernunft.

Und die Vernunft hat ja recht. Es ist gefährlich von den Wundern zu singen, die du erlebt hast. Für dich mag das ein Wunder sein und für dich mag da Gott seine Finger im Spiel und seine Segenshand über dir haben.

Aber was, wenn der, dem ich davon erzähle, und die, der ich davon singe, wenn die davon nichts hören wollen und mich auslachen. Weil für sie nur Zufall oder eigenes Tun gelten?

Und dann gibt es da ja noch so viele Menschen, die ohne Wunder auskommen müssen, und genug Geschichten, wo nur noch ein Wunder helfen kann, aber nicht geschieht.

Es ist nicht vernünftig, Gott für Wunder zu loben, bevor ihm nicht alles Leid geklagt ist. Es ist viel eher vernünftig, Wunder von ihm zu fordern. Wunder, nach denen sich alle Welt sehnt.

Singt dem Herrn ein neues Lied, denn Wunder hat er getan. Wenn die Jüngerinnen und Jünger schweigen, sagt Jesus, werden die Steine schreien.

Wie die Pharisäer das, was Jesus sagt, wohl aufnehmen? Als Drohung vielleicht? Das Loblied auf Gott wird noch in euren Ohren gellen.

Jesus macht es den Pharisäern schwer. Sie versuchen die Sache mit Gott irgendwie in geregelte Bahnen zu lenken. So dass niemand daran Anstoß nimmt. So dass man in Ruhe damit leben kann.

Aber Jesus lacht sie aus: Die Sache mit Gott könnt ihr nicht regeln. Die bricht sich ihre eigene Bahn. Das Lied auf Gott quillt aus den Menschen. Und wenn ihr ihnen den Mund zuhaltet, schreien die Steine.

Jesus macht den Pharisäern Angst. Sie spüren diese Kraft ja auch, die von Gott ausgeht, die in Jesus sprudelt. Aber was, wenn diese Kraft alles mit sich reißt? Ja, was dann?

Und wie die Jüngerinnen und Jünger wohl hören, was Jesus sagt? Als Mutmacher vielleicht: Das Loblied auf Gott wird immer weiter klingen.

Jesus macht es ihnen leicht: Singt nur, singt aus vollem Hals. Singt von den Wundern, die euch das Herz zum Hüpfen bringen, die eure Brust weit machen.

Jesus ist es ja, der das Lied in ihnen angestimmt hat. Das Lied, das von weither kommt. Die alte Hoffnung, dass einer im Namen Gottes kommt. Ach was: Dass Gott selber bei seinen Menschen wohnt.

Seht, jetzt ist es so weit. Nicht erst irgendwann, wenn alles gut ist. Sondern schon jetzt. Wo die Welt so ist, wie sie ist. Schön und staubig. Und euer Leben, wie es ist: Verletzlich und bunt.

Jesus macht den Jüngerinnen und Jüngern Mut: Singt nur, singt. Singt dem Herrn ein neues Lied, denn Wunder hat er getan. Wenn ihr schweigt, sagt Jesus, werden die Steine schreien. Also singt.

Singt von den Wundern in eurem Leben. Singt von den Wundern, die ihr erlebt habt. Von dem, was ganz ist und rund und schön. Von dem, was euch erfüllt mit Glück und Freude. Von dem, was ein Segen ist,

Und singt auch von den Wundern, nach denen ihr euch sehnt. Davon, dass etwas heil wird, was zerbrochen ist. Davon, dass ihr einen Trost findet mitten im Unglück. Davon, dass ihr im Leiden einen Segen spürt.

Singt für die, die selber nicht singen können. Weil ihnen der Mut fehlt und das Vertrauen, ihre eigene Stimme zu hören. Weil ihnen niemand die Melodie beigebracht hat und sie denken, sie könnten nicht singen.

Und wenn ihr selber nicht singen könnt, weil euch der Schmerz und die Vergeblichkeit die Kehle zuschnüren, dann findet sich immer jemand, der für euch singt. Und wenn es die Steine sind, die an eurer Stelle schreien.

Singt dem Herrn ein neues Lied, denn Wunder hat er getan und wird er wieder tun. 

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