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Es werden Posts vom August, 2013 angezeigt.

Als ich mit Jakob träumte

Erinnern Sie sich, wie das war, als Ihnen als Kind vor mehr oder minder langer Zeit Geschichten aus der Bibel erzählt wurden? Ich habe da immer wieder ein Bild vor Augen: Wie ich in der Schule im Religionsunterricht sitze. Auf meinem Tisch liegt ein Blatt Papier mit den Umrissen einer Szene aus einer Geschichte. Vorne, am Lehrertisch, da sitzt die in meinem Empfinden uralte Pastorin und erzählt die Geschichte, die ich auf dem Blatt ausmale. So lernte ich viele Geschichten kennen. Und während ich sie damals hörte und malte, wurden sie in mir lebendig. Ich tauchte in sie ein und lebte in ihnen. Sie waren für mich wahre Geschichten. Auch diese wunderbare Geschichte aus dem 28. Kapitel im ersten Buch Mose: Aber Jakob zog aus von Beerscheba und machte sich auf den Weg nach Haran und kam an eine Stätte, da blieb er über Nacht, denn die Sonne war untergegangen. Und er nahm einen Stein von der Stätte und legte ihn zu seinen Häupten und legte sich an der Stätte schlafen. Und ihm träumte, und s

Begegnung in der Fußgängerzone

Eine kleine Szene aus einer deutschen Fußgängerzone. Eine Frau sitzt auf einer Decke, die Haare unter einem Kopftuch versteckt, den Blick ins nirgendwo gerichtet. Vor ihr steht eine leere Plastikschale. Menschen hasten an ihr vorbei, ohne sie wahrzunehmen. Ein Mann kommt, der leichte Sommermantel weht. Er bleibt stehen, greift in die Hosentasche, geht auf die Frau zu. Er legt einen Schein zu den Münzen in der Schale. Leben kommt in die Frau. Blitzschnell nimmt sie den braunen Schein in die Hand. Sie stutzt einen Augenblick. Dann steckt sie den Schein in die Manteltasche. Sie steht auf, nimmt die paar Münzen aus der Plastikschale, legt die Decke zusammen und geht. Die Szene hat sich vor einigen Jahren so abgespielt. Ich habe damals gestaunt über das, was ich mit ansah. Und ich war voller Fragen: Was macht die Frau wohl mit dem Geld? Braucht sie es für ihre Kinder? Oder für Alkohol? Wie kommt sie dazu, sich in die Fußgängerzone zu setzen? Ist es Verzweiflung? Oder die Aussicht auf leicht

Ein Wunder, das die Augen öffnet

„Begreift ihr denn gar nichts? Sind eure Herzen so fest verschlossen? Ihr habt doch Augen – seht ihr denn nichts? Ihr habt doch Ohren – hört ihr denn nichts?“ (Markusevangelium 8,17b-18a - www.basisbibel.de) Jesus war verärgert. Er ärgerte sich über seine Jünger. Er saß mit ihnen in einem Boot auf dem See Genezareth. Sie hatten nichts zu essen mit. Nur ein einziges Brot für alle. Die Jünger hatten vergessen, Brot zu besorgen. Grund genug, sich zu ärgern. Was die Jünger ausgiebig taten. Sie ärgerten sich, dass sie das Brot vergessen hatten, und überhäuften sich mit Vorwürfen. Sie dachten nichts anderes mehr – als das Brot, das ihnen fehlte. Das wiederum ärgerte Jesus. Nicht, dass sie das Brot vergessen hatten. Sondern dass sie nicht vergessen konnten, dass sie es vergessen hatten. Er fragte die Jünger: „Erinnert ihr euch noch daran, wie ich fünf Brote unter fünftausend Menschen ausgeteilt habe? Und als ich sieben Brote unter viertausend ausgeteilt habe?“ Die Jünger nickten. Natürl

Mit einem Glänzen auf dem Gesicht

Sie stand vor dem Spiegel und betrachtete ihren Körper. Sie griff nach dem Fläschchen mit dem Öl. Sie fuhr mit dem Balsam über die Haut. Geschmeidig sollte sie sein und gut riechen. Sie zog sich ihr Kleid über. Sein leichter Stoff zeigte den Körper, den er verhüllte. So wie die Männer es mochten, die zu ihr kamen. Sie öffnete den Holzladen zur Straße. Die Geräusche des Vormittags kamen herein. Auf dem Dach gegenüber unterhielten sich die Nachbarinnen, während sie ihre Wäsche aufhingen. Sie hob die Hand, um ihnen zuzuwinken. Die beiden Frauen drehten sich weg. So wie immer, wenn sie sich sahen. Sie zuckte mit den Schultern und setzte sich auf den Stuhl am Fenster. Sie schaute auf die Männer, die vorüberkamen. Der da hinten, der war schon einmal bei ihr. Aber heute würde er sie übersehen, seine Frau war bei ihm. Die beiden Jugendlichen an der Straßenecke schauten zu ihr hin und steckten aufgeregt die Köpfe zusammen. Aber ihnen fehlte der Mut und bestimmt auch das Geld. Den, der dort kam,