Plötzlich ist der Terror da
Plötzlich ist der Terror da. Eine Explosion ist zu hören. Ein dumpf krachendes Geräusch. Der Spieler am Ball erschrickt, schaut, spielt weiter. Die Zuschauer jubeln. Ein Böller. Aber wo kam er her? „Da wird einem mulmig“, sagt der Reporter und kommentiert weiter.
Zur gleichen Zeit in einer Bar, in einem Restaurant. Zwei Männer schießen um sich. Menschen stürzen, bleiben liegen. Verletzte, zwölf sind tot. Und noch ein Restaurant, in dem jemand wahllos um sich schießt. Menschen stürzen, bleiben liegen. 18 oder 19 sterben.
Zur gleichen Zeit bei einem Heavy-Metal-Konzert. Drei Männer kommen in den Saal und schießen um sich. 10, 15 Minuten lang. Zwei Mal, drei Mal laden sie nach. Wer nicht fliehen kann, wird zur Geisel. Die Polizei stürmt den Saal. Die Attentäter sprengen sich in die Luft. 89 Menschen sterben durch sie.
Plötzlich ist der Terror da. Du setzt dich am Freitag vor den Fernseher und freust dich auf den Fußballabend.
Zur gleichen Zeit in einer Bar, in einem Restaurant. Zwei Männer schießen um sich. Menschen stürzen, bleiben liegen. Verletzte, zwölf sind tot. Und noch ein Restaurant, in dem jemand wahllos um sich schießt. Menschen stürzen, bleiben liegen. 18 oder 19 sterben.
Zur gleichen Zeit bei einem Heavy-Metal-Konzert. Drei Männer kommen in den Saal und schießen um sich. 10, 15 Minuten lang. Zwei Mal, drei Mal laden sie nach. Wer nicht fliehen kann, wird zur Geisel. Die Polizei stürmt den Saal. Die Attentäter sprengen sich in die Luft. 89 Menschen sterben durch sie.
Plötzlich ist der Terror da. Du setzt dich am Freitag vor den Fernseher und freust dich auf den Fußballabend.
Zwei Stunden später sitzt du da immer noch. Du siehst Menschen, die mit verstörten Gesichtern ziellos durchs Stadion laufen. Du hörst Reporter, die ratlos stammeln, dass sie auch nicht wissen, was nun werden soll. Du befragst nebenher das Internet, was da in Paris vor sich geht. Du willst ins Bett, aber kannst nicht weg vom Fernseher.
Plötzlich ist der Terror da. Am 22. April 2011 demonstrieren in ganz Syrien Menschen gegen die Regierung. Im ganzen Land schießen Heckenschützen auf sie. 112 Menschen sterben.
So beginnt der Bürgerkrieg in Syrien. Es folgen zahllose Attentate, Massaker, Vergewaltigungen, Vertreibungen. Ein Ende ist nicht abzusehen im Krieg zwischen Regierung und Opposition und Kurden und Islamischer Staat.
Mehr als 250.000 Menschen kommen bislang ums Leben. Elf Millionen müssen ihre Häuser verlassen. Vier Millionen fliehen aus dem Land.
Plötzlich ist Terror da. Du erinnerst dich, zwei Jahrzehnte ist das her: Du gehst mit drei Algeriern im Supermarkt einkaufen und hörst wie hinter dir einer zischt: „Ausländer raus!“
Drei Tage später bekommst du den Anruf: Die Unterkunft der Asylbewerber wird überfallen. Du fährst hin mit Angst und Wut im Bauch. Du siehst die Steine und die zerborstenen Fensterscheiben und die verängstigten Kinder.
Plötzlich ist der Terror da. Am 1. September 1939 überfällt die deutsche Wehrmacht Polen. Innerhalb von vier Wochen besetzt sie das ganze Land. Der Zweite Weltkrieg und sein Grauen nehmen von Deutschland ihren Ausgang. Sie verschlingen mehr als 50 Millionen Menschen.
Zum Schluss kehrt das Grauen nach Deutschland zurück. Am 12. Januar 1945 beginnt die Rote Armee ihre Winteroffensive. Als erste deutsche Provinz wird Ostpreußen besetzt. 2,5 Millionen machen sich im Treck auf die Flucht.
In der Folge verlieren 14 Millionen Deutsche ihr Zuhause. Sie sind ein Teil der insgesamt 60 Millionen Menschen, die vor, in und nach dem Krieg vertrieben werden.
Plötzlich ist der Terror da. Du besuchst eine Frau zu ihrem Geburtstag. Du bist da, die Nachbarschaft ist da, die Bekannten sind da. Ihr redet über dies und das.
Plötzlich seid ihr beim Krieg und bei den Brüdern und Vätern, die im Krieg geblieben sind. Ihr seid bei der Flucht, mehr als sechs Jahrzehnte zuvor. Du hörst, wie die Frau sagt: „Dann holten uns die Russen ein. Und dann war ich dran.“
Plötzlich ist der Terror da. Und er bleibt. Auch wenn er vorbei ist. Er gräbt sich tief ein.
Die Bilder bleiben. Das, was ich erlebt habe, sehe ich vor mir. Auch noch Jahre und Jahrzehnte später. Ich kann nicht vergessen, was mich und mein Leben von einem Tag auf den anderen verändert hat.
Die Angst bleibt. Das, was ich einmal erlebt habe, das kann wieder geschehen. Das Gefühl sicher zu sein, eine Heimat zu haben in meinem Leben – das kehrt nur selten wieder. Und wenn, dann nur sehr zerbrechlich.
Diese Bilder und diese Angst begleiten mich: Ich trage die Wunden an mir. Jeden Tag schmerzen sie. Mein Leben ist bedroht. Überall, wo ich hingehe.
„'Der Herr ist mein Hirte.' – Ohne diese Worte hätte ich es nicht geschafft.“ Das sagt die Frau, die sich an ihrem Geburtstag an die Vergewaltigung auf der Flucht erinnert. Das sagt die andere Frau, die über die Jahrzehnte im mecklenburgischen Dorf ihre ostpreußische Sprachmelodie bewahrt hat.
„Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück.“ An Tagen voll klirrender Kälte, bei tödlichen Tieffliegerangriffen haben sie diese Worte gebetet. Sie haben sich festgehalten an ihrem Glauben, an ihrem Gott.
Nur er konnte sie ins Leben führen, als sie nicht wussten, wo sie morgen sein würden. Nur er blieb ihnen, verlässlich und nah, als sie alles um sich herum verloren oder zu verlieren drohten. Als sie ihre Häuser verlassen mussten, blieb er ihre Heimat: „Ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“
Plötzlich ist der Terror da. Am 22. April 2011 demonstrieren in ganz Syrien Menschen gegen die Regierung. Im ganzen Land schießen Heckenschützen auf sie. 112 Menschen sterben.
So beginnt der Bürgerkrieg in Syrien. Es folgen zahllose Attentate, Massaker, Vergewaltigungen, Vertreibungen. Ein Ende ist nicht abzusehen im Krieg zwischen Regierung und Opposition und Kurden und Islamischer Staat.
Mehr als 250.000 Menschen kommen bislang ums Leben. Elf Millionen müssen ihre Häuser verlassen. Vier Millionen fliehen aus dem Land.
Plötzlich ist Terror da. Du erinnerst dich, zwei Jahrzehnte ist das her: Du gehst mit drei Algeriern im Supermarkt einkaufen und hörst wie hinter dir einer zischt: „Ausländer raus!“
Drei Tage später bekommst du den Anruf: Die Unterkunft der Asylbewerber wird überfallen. Du fährst hin mit Angst und Wut im Bauch. Du siehst die Steine und die zerborstenen Fensterscheiben und die verängstigten Kinder.
Plötzlich ist der Terror da. Am 1. September 1939 überfällt die deutsche Wehrmacht Polen. Innerhalb von vier Wochen besetzt sie das ganze Land. Der Zweite Weltkrieg und sein Grauen nehmen von Deutschland ihren Ausgang. Sie verschlingen mehr als 50 Millionen Menschen.
Zum Schluss kehrt das Grauen nach Deutschland zurück. Am 12. Januar 1945 beginnt die Rote Armee ihre Winteroffensive. Als erste deutsche Provinz wird Ostpreußen besetzt. 2,5 Millionen machen sich im Treck auf die Flucht.
In der Folge verlieren 14 Millionen Deutsche ihr Zuhause. Sie sind ein Teil der insgesamt 60 Millionen Menschen, die vor, in und nach dem Krieg vertrieben werden.
Plötzlich ist der Terror da. Du besuchst eine Frau zu ihrem Geburtstag. Du bist da, die Nachbarschaft ist da, die Bekannten sind da. Ihr redet über dies und das.
Plötzlich seid ihr beim Krieg und bei den Brüdern und Vätern, die im Krieg geblieben sind. Ihr seid bei der Flucht, mehr als sechs Jahrzehnte zuvor. Du hörst, wie die Frau sagt: „Dann holten uns die Russen ein. Und dann war ich dran.“
Plötzlich ist der Terror da. Und er bleibt. Auch wenn er vorbei ist. Er gräbt sich tief ein.
Die Bilder bleiben. Das, was ich erlebt habe, sehe ich vor mir. Auch noch Jahre und Jahrzehnte später. Ich kann nicht vergessen, was mich und mein Leben von einem Tag auf den anderen verändert hat.
Die Angst bleibt. Das, was ich einmal erlebt habe, das kann wieder geschehen. Das Gefühl sicher zu sein, eine Heimat zu haben in meinem Leben – das kehrt nur selten wieder. Und wenn, dann nur sehr zerbrechlich.
Diese Bilder und diese Angst begleiten mich: Ich trage die Wunden an mir. Jeden Tag schmerzen sie. Mein Leben ist bedroht. Überall, wo ich hingehe.
„'Der Herr ist mein Hirte.' – Ohne diese Worte hätte ich es nicht geschafft.“ Das sagt die Frau, die sich an ihrem Geburtstag an die Vergewaltigung auf der Flucht erinnert. Das sagt die andere Frau, die über die Jahrzehnte im mecklenburgischen Dorf ihre ostpreußische Sprachmelodie bewahrt hat.
„Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück.“ An Tagen voll klirrender Kälte, bei tödlichen Tieffliegerangriffen haben sie diese Worte gebetet. Sie haben sich festgehalten an ihrem Glauben, an ihrem Gott.
Nur er konnte sie ins Leben führen, als sie nicht wussten, wo sie morgen sein würden. Nur er blieb ihnen, verlässlich und nah, als sie alles um sich herum verloren oder zu verlieren drohten. Als sie ihre Häuser verlassen mussten, blieb er ihre Heimat: „Ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“
Ein Engel des Herrn erschien Josef im Traum und sagte: »Steh auf! Nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten! Bleibe dort, bis ich es dir sage! Denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten.«
Josef stand mitten in der Nacht auf, nahm das Kind und seine Mutter und zog mit ihnen nach Ägypten.
Herodes merkte bald, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten. Da wurde er sehr zornig. Er ließ alle Kinder in Betlehem und in der ganzen Umgebung töten: alle, die zwei Jahre und jünger waren. Das entsprach dem Zeitraum, den er von den Sterndeutern erfragt hatte.
Jahre später war Herodes gestorben.
Ein Engel des Herrn erschien Josef im Traum in Ägypten. Er sagte: »Steh auf! Nimm das Kind und seine Mutter und geh in das Land Israel! Denn es sind alle tot, die das Kind umbringen wollten.«
Josef stand auf, nahm das Kind und seine Mutter und kehrte in das Land Israel zurück. Er hörte, dass nun Archelaus König über Juda war – anstelle seines Vaters Herodes. Deshalb fürchtete sich Josef davor, dorthin zu gehen.
Im Traum bekam er neue Weisung von Gott. Daraufhin zog er in das Gebiet von Galiläa. Dort ließ er sich in der Stadt Nazaret nieder.
(Matthäusevangelium 2,13-23a -- www.basisbibel.de)
Eine kleine Geschichte nur, die von Josef und Maria und Jesus erzählt. Aber was, wenn sie wahr ist? Damals und heute?
Plötzlich ist der Terror da und bedroht das Leben. Der Wahnsinn wird Methode. Zum Massenmord an Kindern.
Plötzlich ist aber auch der Engel da und sagt: „Steh auf! Nimm das Kind und seine Mutter!“ Der Vater in Aleppo, in Homs, in Kobane, irgendwo in Syrien, nimmt das Kind und die Mutter und sie gehen los.
Sie fliehen aus dem Terror, der alle Zukunft verdunkelt. Sie gehen los in die Fremde, die Leben verheißt. Europa heißt das Zauberwort, das Zuflucht verspricht. Sie gehen, weil der Engel des Herrn es ihnen sagt.
Wo sie hingehen, gehen sie mit Gott hin. Er geht mit, an ihrer Seite. Er sitzt bei ihnen auf dem überfüllten Fischerboot. Er steht mit ihnen vor dem Grenzzaun. Er übernachtet mit ihnen in der Turnhalle.
So bringt der Engel den Vater und das Kind und die Mutter dorthin, wo sie sicher sind. Wo sie Leben können. Für ein paar Jahre. Für immer.
Und wo sie hinkommen, bringen sie Gott mit. Wer ihnen begegnet, der begegnet dem Engel des Herrn: „Steh auf!“, sagt er. „Ja, du, dich meine ich. Deine Hilfe wird gebraucht!“
Und Jesus, das Kind, schaut dich an und sagt: „Was du für einen meiner Brüder oder eine meiner Schwestern tust – und wenn sie noch so unbedeutend sind –, das tust du für mich.“
Bis der Engel des Herrn womöglich eines Tages wieder da ist: „Steh auf! Nimm das Kind und seine Mutter!“ Es geht zurück, womöglich, eines Tages, für Vater und Kind und Mutter. Zurück aus der Fremde in ein Zuhause, das nie mehr die alte Heimat sein wird. Die hat der Terror für immer zerstört.
Plötzlich ist der Terror da und bedroht das Leben. Der Wahnsinn wird Methode. Zum Massenmord an Kindern.
Plötzlich ist aber auch der Engel da und sagt: „Steh auf! Nimm das Kind und seine Mutter!“ Der Vater in Aleppo, in Homs, in Kobane, irgendwo in Syrien, nimmt das Kind und die Mutter und sie gehen los.
Sie fliehen aus dem Terror, der alle Zukunft verdunkelt. Sie gehen los in die Fremde, die Leben verheißt. Europa heißt das Zauberwort, das Zuflucht verspricht. Sie gehen, weil der Engel des Herrn es ihnen sagt.
Wo sie hingehen, gehen sie mit Gott hin. Er geht mit, an ihrer Seite. Er sitzt bei ihnen auf dem überfüllten Fischerboot. Er steht mit ihnen vor dem Grenzzaun. Er übernachtet mit ihnen in der Turnhalle.
So bringt der Engel den Vater und das Kind und die Mutter dorthin, wo sie sicher sind. Wo sie Leben können. Für ein paar Jahre. Für immer.
Und wo sie hinkommen, bringen sie Gott mit. Wer ihnen begegnet, der begegnet dem Engel des Herrn: „Steh auf!“, sagt er. „Ja, du, dich meine ich. Deine Hilfe wird gebraucht!“
Und Jesus, das Kind, schaut dich an und sagt: „Was du für einen meiner Brüder oder eine meiner Schwestern tust – und wenn sie noch so unbedeutend sind –, das tust du für mich.“
Bis der Engel des Herrn womöglich eines Tages wieder da ist: „Steh auf! Nimm das Kind und seine Mutter!“ Es geht zurück, womöglich, eines Tages, für Vater und Kind und Mutter. Zurück aus der Fremde in ein Zuhause, das nie mehr die alte Heimat sein wird. Die hat der Terror für immer zerstört.
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