"Konfer" im Schnelldurchlauf - Konfirmationspredigt

Bis zur Einsegnung müssen wir noch die Zeit der Ansprache überbrücken. Wir haben uns gedacht. Wir tun das, indem wir „Konfer“ im Schnelldurchlauf machen: Zwei Stunden Konfer zusammengepresst in etwa zwölf Minuten. Um etwaige Befürchtungen zu nehmen: Nichts zum Mitmachen! Nur zum Zugucken.
Los geht es. Begrüßt seid ihr schon. Also steigen wir in die Anfangsrunde ein: Stein oder Kerze. Wie sieht es bei euch aus, gerade jetzt?
Vielleicht so: ein Stein – morgen muss ich zur ersten Stunde in der Schule sein. Oder so: eine Kerze – nachher geht es zum Abflaggen.
Noch ein Stein, aus der Perspektive eines Vaters vielleicht: Ich habe vergessen, die letzten Stühle vom Dachboden zu holen. Und eine Kerze: Das ist mein Kind, das da sitzt.
Es folgt im Konfer-Schnelldurchlauf der Bibeltext, den meistens einer von euch ausgesucht und vorgelesen hat. Heute sind wir dran mit dem Aussuchen:
Jesus sagte zu seinen Jüngern:
»Stellt euch vor:
Einer von euch hat einen Freund. Mitten in der Nacht geht er zu ihm und sagt: ›Mein Freund, leihe mir doch drei Brote! Ein Freund hat auf seiner Reise bei mir haltgemacht und ich habe nichts im Haus, was ich ihm anbieten kann.‹
Aber von drinnen kommt die Antwort: ›Lass mich in Ruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen und meine Kinder liegen bei mir im Bett. Ich kann jetzt nicht aufstehen und dir etwas geben.‹
Das sage ich euch: Schließlich wird er doch aufstehen und ihm geben, was er braucht – nicht aus Freundschaft, aber wegen seiner Unverschämtheit.«
(Lukasevangelium 11,5-8 -- www.basisbibel.de)
Jeder, der will, darf eine Fragestellen an den, der den Text ausgesucht hat. Die beliebteste: Wieso hast du den Text ausgesucht?
Die Antwort: Ich lerne aus der Geschichte etwas darüber, was Gott von mir will. Und was er auch von euch will. Vielleicht sogar von jedem Menschen. Was das ist? Später!
Der Konfer-Schnelldurchlauf geht weiter mit einem kurzen Film. Die Hauptperson: Der Engel Holk. Der wollte auf die Erde, um herauszufinden, wozu die Menschen Gott brauchen.
Auf der Erde traf er Jugendliche. Das haben wir gesehen im Konfer, und ihr habt sie vorgestellt in eurem Vorstellungs­gottesdienst: Paul zum Beispiel, der mit den Schulnoten kämpft und seinem Vater, der mit Pauls Schulleistungen ständig unzufrieden ist. Oder Nina, die Intrigen gegen die neue Mitschülerin spinnt, weil sie in ihr eine Konkurrentin sieht.
In dem Film, den wir jetzt sehen, ist Holk aber nicht mehr auf der Erde. Er ist zurück im Himmel. Und dort erzählt er den anderen Engeln von dem, was er gesehen hat. Und er sagt: Ja, die Menschen brauchen Gott. Nina zum Beispiel braucht Gott. Damit sie merkt: Um Liebe muss niemand konkurrieren, indem er andere schlecht macht. Liebe reicht für alle. Und Paul und sein Vater brauchen Gott. Damit sie lernen: Liebe gilt einem Menschen – nicht seinen Noten oder Leistungen.
Und vielleicht erzählt Holk in dem kleinen Film auch noch von den Holzkacheln mit den Vorstellungen von Gott, die er bei eurem Vorstellungsgottesdienst hier in der Kirche gesehen hat. Und davon, wie viele von euch Gott sehen: Als den, der seine Hand schützend über die Welt hält. Der ein Auge auf jeden Menschen hat und auf jede einzelne von euch achtet. Und die anderen Engel nicken mit den Köpfen und sagen: Ja. Dazu brauchen Menschen Gott. Und deshalb gibt es ja Engel!
Dann ist der Film zu Ende und es ist Zeit, in euren vier Konferclubs, in denen ihr während der Konferzeit jeweils ein Team wart, auch jetzt die Köpfe zusammenzustecken und den Film auszuwerten. Was findet ihr eher blöd an Holk? Was eher gut?
Blöd an so einem Engel wie Holk ist vielleicht, dass er alles mitbekommt und unangenehme Fragen stellt. Das ist ja nicht immer schön, wenn man mit einem Engel über Dinge reden soll, über die man am liebsten noch nicht einmal für sich selber nachdenkt. Und noch unangenehmer ist es, wenn man dabei feststellt, dass man etwas ändern müsste an dem, was man denkt oder tut.
Gut an so einem Engel wie Holk ist andererseits, dass da einer zuhört und sich wirklich dafür interessiert, wie es mir geht. Bei dem ich das Gefühl habe, dass er meine Probleme nicht mit einfachen Antworten abbügelt, sondern nach wirklichen Lösungen mit mir sucht – und dabei ganz selbstverständlich auf meiner Seite ist.
Manchmal sind Engel wie gute Freunde – und manchmal gute Freunde wie Engel.
Dann ist endlich Zeit für die Pause: Kekse und Saft. Aber nur eine virtuelle, es ist ja Konfer-Schnelldurchlauf.
Schon ist sie zu Ende und es geht weiter. Mit der Geschichte von den beiden Freunden und den drei Broten. Und einer neuen Aufgabe für die Konferclubs: Ihr sollt die Geschichte spielen. Mit folgender Veränderung: Überlegt euch etwas anderes als die drei Brote, das euch so wichtig ist, dass ihr mitten in der Nacht dafür einen Freund aus dem Bett klingelt.
Schade eigentlich, dass wir nur so tun als ob. Ich wäre gespannt, was im wirklichen Konfer herauskäme: Was wäre das Brot? Das tägliche Brot, für das ich mitten in der Nacht nebenan klingeln gehe? Sicher nicht Kekse und Apfelsaft. Das wäre nur eine Antwort im Spaß.
Aber die Sache ist ernst. Das tägliche Brot ist eine ernste Sache. Es geht ums Leben und um das, was man zum Leben braucht und sich nicht selber geben kann.
Trost zum Beispiel. Ich kann versuchen mich zu vertrösten, mit einer Tafel Schokolade die Kleinen, die Großen mit einer Schnapsflasche. Aber in den Arm nehmen, so dass es hilft, das kann nur ein anderer.
Oder einen Rat. Ich kann mich mit mir selber beraten. Aber dann höre ich immer nur die Antworten, die ich schon kenne. Oder die, die mir angenehm sind. Erst wenn ich einen anderen fragen kann, der mir zuhört, bekomme ich neue Ideen. Und den Mut, auch etwas Unangenehmes anzugehen.
Das spielt ihr dann. Da schickt also einer mitten in der Nacht seinem Freund eine Whatsapp und sucht Trost oder Rat und findet beides. Und am Ende jeder kleinen Spielszene, die ihr euch ausgedacht habt, gibt es wie immer beim Konfer die Zehn-Finger-Realismus-Jury: Ein Finger für: So geschieht das im wirklichen Leben bestimmt nicht. Und zehn Finger für: So wird das auch im wirklichen Leben sein.
Nun ist die Geschichte, die Jesus erzählt, zwar eine aus dem  wirklichen Leben. Aber sie ist eine, die er über Gott erzählt. Er sagt: Gott ist der Freund, der die drei Brote hat und dir die Tür öffnet, um dir dein täglich Brot zugeben. Und falls er das nicht aus Freundschaft tut, dann weil du ihn nervst. Ich finde das eine tolle Vorstellung von Gott: Der will, dass ihr etwas von ihm wollt. Und damit sollt ihr ihm auf die Pelle rücken.
Das heißt: Bei Gott könnt ihr eure gute Erziehung ausnahmsweise vergessen. Glaube heißt nicht: Regeln befolgen und artig sein. Glaube heißt: Gott mit dem in den Ohren liegen, was du brauchst für dein Leben. Wenn du das tust, dann nimmst du Gott ernst. Und das heißt Glauben: Gott ernst nehmen.
Gott ernst nehmen – wir haben das versucht, mit euch zusammen. Womit wir zur Abschlussrunde im Konfer-Schnelldurchlauf kommen. Und den grünen Zetteln. Gebetsanliegen stehen da drauf. Aufgeschrieben von Menschen, die in der Kirche zu Besuch waren und sie in die Gebetskiste gelegt haben. Wir haben sie regelmäßig geleert und mit euch gelesen und die Menschen und ihre Anliegen Gott ans Herz gelegt. Wir haben gebetet - und das heißt Gott ernst nehmen, bei ihm anklopfen: Zu ihm beten.
Das tun wir jetzt auch mit diesen beiden grünen Zetteln, die wir in dieser Woche aus der Kiste geholt haben.
- "Ich möchte, dass meine Eltern sich nicht mehr zu viel streiten. Ich möchte gut in der Schule sein. Und ich will oder ich möchte immer gesund bleiben."
- "Ich möchte nicht bitten. Ich möchte danken. Danken für die Menschen, die mich lieben. Danken für die Menschen, die helfen. Danken für alle Freude in meinem Leben. Danken für alle Tage, die nicht so sind, wie ich sie mir wünsche. Sie halten neue Möglichkeiten bereit. Danken für alle Möglichkeiten, die ich habe. Danken für jeden Schritt, den ich tue. Danken für euch Konfis! Ihr seid spitze."

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