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Es werden Posts vom Dezember, 2015 angezeigt.

Engelbesuch - eine Begegnung in der Christnacht

I. Sei gegrüßt Sei gegrüßt! N'abend. Unser Haus ist voll. Fürchte dich nicht. Ich fürchte mich nicht. Aber unser Haus ist voll. Fürchte dich nicht. Du wirst heute noch Besuch bekommen. Ich sagte bereits … Ein Mann wird dich um ein Zimmer bitten. Wir haben keinen Platz. Für sich und seine schwangere Frau. Tut mir leid, aber ich kann nicht … Die Frau wird ihr Kind bei dir zur Welt bringen. Nein, wird sie nicht. Auf Wieders … Fürchte dich nicht. Aber ich … Was soll das? Was? Dieses andauernde: „Fürchte dich nicht!“ Ich sehe deine Angst. Ich habe keine Angst. Und selbst wenn es so wäre, das ändert nichts daran: Es ist kein Raum in der Herberge. Du hast doch Angst. Wovor sollte ich Angst haben? Vor einem Mann, der an meine Tür klopft? Das ist mein Alltag, dass Fremde bei mir klopfen. Aber ausgerechnet heute sind wir ausgebucht. Du fürchtest dich vor dem Kind. Vor welchem Kind? Das bei dir, in deinem Haus, geboren wird. Sicher nicht. Und vor allem: Nicht in mei

Eine Tür öffnet sich in Zeit und Raum

Es ist Heiligabend. Der kleine Jakob wacht aus dem Mittagsschlaf auf. Schnell steht er auf, nimmt den Teddy und läuft ins Wohnzimmer. Er weiß: Da steht der Tannenbaum, den der Vater am Vormittag geschmückt hat. Staunend hat er davor gestanden. Ganz oben der rote Stern, die vielen Bastengel. Hier ein Weihnachtsmann, da eine Holzglocke. Die Kerzen, und auch ein Glöckchen, mit dem er klingeln kann. Als er jetzt ins Wohnzimmer kommt, hat die Mutter noch etwas aufgebaut. Unter dem Baum. Da stehen Holzfiguren. Schafe erkennt er, einen Esel, eine Kuh. Sie liegen vor und in einem Stall. Menschen sind da auch. Könige, erklärt ihm die Mutter. Und Hirten. Und Maria und Josef. Und dann ist da noch das Baby. Das Jesuskind. Es liegt in einer Krippe. Jakob kniet sich hin, nimmt die Figuren nacheinander in die Hand, beginnt mit ihnen zu spielen. Er kann sich von ihnen nicht trennen. Auch dann nicht, als die Mutter ihn anzieht, weil es Zeit für den Gottesdienst ist. Er kann sich eine Fi

Saurer Apfel, süße Birne

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Wer hat die Welt erlöst allein? / Kyrieeleison! / Das hat getan das Christkindlein, das hat erlöst die Welt allein! / Jesus und Maria. Jesus und Maria. Das Tafelgemälde auf dem linken Seitenflügel des Altars in St. Johannis zeigt sie. Sie sind nicht gleich zu entdecken. Zuerst fällt der Prediger hinter seinem Holzpult ins Auge: Johannes der Täufer. An den Fingern scheint er abzuzählen, was er zu sagen hat. Um ihm herum die Menschen, die zu ihm an den Jordan gekommen sind. Vor ihm auf dem Boden sitzt eine Frau in schwarzem Kleid und weißem Tuch. Den Kopf hält sie geneigt, einen Zipfel des Tuchs hält sie sich seitlich ins Gesicht. Sie scheint traurig zu sein. Oder schaut sie nur auf das Kind, das vor ihr sitzt? Ein rotes Kleid trägt das Kind und eine weiße Schürze. Mit gespreizten Fingern hält es Früchte. In der linken Hand eine halbe Birne, auf ihr liegt sein Blick. Ob es hineinbeißen will? Mit der rechten Hand greift es – ohne hinzuschauen – nach einem Apfel, den d

Immer schön brav und artig

Sind Sie denn auch immer schön brav und artig gewesen? Einmal Kopfschütteln oder Kopfnicken reicht mir als Antwort. Sie sind der Meinung, dass ich Ihnen mit dieser Frage zu nahe trete? Recht haben Sie. Im Ernst würde ich mir nie erlauben, sie Ihnen zu stellen. Kein Erwachsener würde sie einem anderen Erwachsenen stellen. Kinder allerdings müssen sich in diesen Tagen voller Nikoläuse und Weihnachtsmänner dieser aufdringlichen Frage stellen. Bist du denn auch immer schön artig gewesen? Was sollen Kinder darauf antworten? Ich habe wegen dieser Fragerei den Nikolaus als Kind nie gemocht. Er kam mit einem Sack und einer Rute immer zur Weihnachtsfeier meines Fußballvereins. Vor versammelter Mannschaft zählte er auf, dass ich frech zum Trainer und lauffaul war und drohte mir mit der Rute. Aber dann wollte er doch nicht so sein, weil ich ja immerhin nicht ganz schlecht spielte. Er griff in seinen Sack und holte ein kleines Geschenk für mich heraus. Die Erwachsenen lachten, als sei es ein lusti