Abschließen oder nicht abschließen?

Er: Was mir gerade einfällt: Hast du eigentlich abgeschlossen, als wir vorhin los sind?
Sie: Nee, habe ich nicht.
Du warst doch die letzte, die aus dem Haus gegangen ist.
Ja, und?
Da hättest du doch dran denken müssen, abzuschließen.
Habe ich auch.
Ja, und? Warum hast du nicht abgeschlossen?
Du solltest inzwischen wissen, dass man auf Föhr Türen nicht abschließt.
Sicher? Wir können ja mal eine Umfrage machen: Wer von Ihnen hat denn abgeschlossen, bevor er oder sie hierher gekommen ist? Bitte einmal die Hand heben.
Und wer hat die Tür offen gelassen? Jetzt bitte die Hand hoch.
Bei denen, die offen gelassen haben, ist bestimmt jemand zuhause geblieben. Und bei uns ist jetzt niemand.
Wer weiß, vielleicht ja doch.
Du bist gut. Ich find das nicht zum Spaßen.
Ich auch nicht. Ich nehme nur diesen Adventsvers völlig ernst. „Macht die Tore weit und die Türen in der Welt hoch.“
Ja. Das ist doch aber nicht wörtlich gemeint.
Das weiß ich auch. Aber ich möchte es gern wörtlich nehmen.
Wozu das?
„Damit der König der Ehren einziehe!“
Nur damit ich dich richtig verstehe: Du hast also vorhin die Tür offen gelassen, damit, Gott nicht draußen warten muss, wenn er kommt, während wir nicht da sind. Und wenn wir dann nachher nach Hause kommen, dann sitzt er womöglich im Esszimmer und sagt freundlich: Da seid ihr ja.
Genau. Und ich koche ihm dann schnell eine Tasse Tee.
Das kannst du jetzt nicht ernst meinen?
Warum nicht?
Überhaupt. Weil wir dann auch gleich weiter sollen zum Lebendigen Adventskalender bei Holle Paulsen.
Siehst du. Genau das meine ich.
Was? Was hat der Lebendige Adventskalender mit Nicht-Abschließen und offenen Türen zu tun?
Das liegt ja wohl auf der Hand.
Naja. Es wird ein Fenster geöffnet. Es gibt was Schönes zu sehen und zu hören.
Und die Gastgeber öffnen auch im übertragenen Sinn ihre Türen. Die laden zum Lebendigen Advent ein – und wissen gar nicht, wie viele kommen – und wer.
Jaja, womöglich steht sogar Gott selber draußen vor dem Fenster und freut sich an einer Adventsgeschichte und einem warmen Kinderpunsch.
Vorstellbar jedenfalls wäre das, oder?
Vorstellbar ist vieles. Aber du hast ja Recht: Der Advent ist eigentlich eine Zeit der offen Türen.
Sage ich doch.
Aber ich habe das bislang immer im übertragenen Sinn verstanden: offene Türen im Herzen.
Ich finde, beides gehört zusammen. Wenn du eine offene Tür im Herzen hast, dann steht auch deine äußere Tür offen.
Damit immer jemand eintreten kann, der dich besuchen will.
Weil er dich braucht.
Oder auch nur etwas Mehl.
Und wenn deine äußere Tür offen steht, dann öffnet sich leichter eine Tür in deinem Herzen.
Weil es dir einer mit freundlichen Worten aufschließt. Einer, der dir gut tut.
Siehst du. Und dann, dann ist es doch so, als trete durch deine offene Tür auch Gott bei dir ein.
Da will ich nicht widersprechen. Aber abschließen hättest du trotzdem können.
Das hast du doch gemacht. Schon vergessen?

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