Zwei Geschichten von der Liebe - reloaded
Zwei Geschichten von der Liebe. Die
eine handelt davon, dass Liebe blind macht. Die andere davon,
dass die Liebe Augen öffnet.
Jesus nahm die Zwölf beiseite und sagte zu ihnen: "Seht doch, wir ziehen jetzt hinauf nach Jerusalem. Dort wird alles in Erfüllung gehen, was die Propheten über den Menschensohn geschrieben haben: Er wird den Heiden ausgeliefert, die unser Land besetzt haben. Er wird verspottet, misshandelt und angespuckt werden. Sie werden ihn auspeitschen und töten. Aber am dritten Tag wird er vom Tod auferstehen."
Die Zwölf verstanden kein Wort. Der Sinn dieser Worte blieb ihnen verborgen. Sie begriffen nicht, wovon er sprach.
(Lukasevangelium 18,31-34 – www.basisbibel.de)
Vielleicht versteht es nicht einmal Jesus mit ganzem Herzen. Denn sonst müsste ihm doch das Herz zerbersten.
Den Jüngern würde das Herz brechen, wenn sie begriffen, was Jesus sagt: Er wird verspottet, misshandelt und angespuckt werden. Sie werden ihn auspeitschen und töten.
Den Jüngern müsste das Herz brechen, wenn sie wirklich verstünden, dass Jesus von sich selber spricht.
Wie sollten sie es ertragen, das mit anzusehen: Wie er verspottet wird. Wie sie ihn auslachen und auspeitschen? Wie sie ihn töten? Das wäre nicht zu ertragen.
Den Gedanken wollen sie, können sie nicht zu Ende denken. Jeder Spottvers würde auch sie treffen. Jeder Peitschenhieb ihnen weh tun. Sein Tod wäre auch ihr Tod. Mit Jesus würde alles sterben, was sie lebendig macht.
Wo sollten sie hin mit ihrer Liebe zu ihm, wenn er nicht mehr da wäre? Woher sollte ihnen Liebe zufließen, wenn er sie nicht mehr anschaut?
Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Ihre Liebe macht die Jünger blind. Blind gegenüber dem Leiden, das auf Jesus und auf sie wartet.
Das ist kaum auszuhalten. Besser ich bin blind dafür.
So kann Liebe blind machen. Sie kann aber auch die Augen öffnen. Davon erzählt die zweite Geschichte, die der ersten unmittelbar folgt.
Dann, als Jesus in die Nähe von Jericho kam, saß ein Blinder am Straßenrand und bettelte. Er hörte, wie die Volksmenge an ihm vorbeiging, und fragte: "Was ist denn los?" Die Leute sagten zu ihm: "Jesus von Nazaret kommt gerade hier vorbei."
Da rief er laut: "Jesus, du Sohn Davids! Hab Erbarmen mit mir!" Die Leute, die vor Jesus hergingen, fuhren ihn an: "Sei still!" Aber der Blinde schrie noch viel lauter: "Sohn Davids! Hab Erbarmen mit mir!"
Da blieb Jesus stehen und sagte: "Bringt ihn zu mir!"
Als der Blinde bei ihm war, fragte Jesus ihn: "Was willst du? Was soll ich für dich tun?" Der Blinde antwortete: "Herr, dass ich sehen kann!" Und Jesus sagte zu ihm: "Du sollst sehen können! Dein Glaube hat dich gerettet."
Sofort konnte er sehen. Er folgte Jesus und rühmte Gott. Auch das ganze Volk, das alles miterlebt hatte, lobte Gott.
(Lukasevangelium 18,35-43 – www.basisbibel.de)
Liebe kann die Augen öffnen. Etwa dem Mann am Wegrand, der so viel sieht, obwohl er nichts sieht.
Ich bewundere den Blinden. Ich bewundere ihn dafür, wie er plötzlich aus dem Dunkel aufbricht.
Er hört die Menge, die vorbeikommt: „Was ist da los?“ „Jesus von Nazareth kommt vorbei.“ „Jesus von Nazareth?!“ Was mag der blinde Mann bislang von Jesus gehört haben?
„Hab’ Erbarmen!“, ruft er ihm zu – wie auch immer dieses Erbarmen aussehen soll. Ein Geldstück vielleicht, das ihm durch den Tag hilft. Ein freundliches Wort, das sich anders anfühlt, als abgelehnt zu werden.
So wie sie ihn jetzt wieder wegstoßen. Als würde er nicht zu ihnen gehören. Als könnte er nie zu denen gehören, die er nicht sehen kann.
Das erste Wunder geschieht: Sie bringen ihn zu Jesus. Der will, dass die es tun, die den Blinden eben noch weggestoßen haben. Jetzt sind sie nur dabei, der Blinde aber ist mittendrin.
Jesus spricht mit ihm: „Was willst du?“ Keine Ungeduld, keine Verachtung. „Was soll ich für dich tun?“ Freundlich, bestimmt.
Der Mann weiß: Was auch immer er jetzt sagt, Jesus wird es tun. Für ihn wird er es tun.
Der Mann nimmt allen seinen Mut zusammen. Er ist jetzt nicht bescheiden. Er sagt nicht: „Ein Stück Brot, eine Münze.“
Er setzt alles auf eine Karte. Er setzt alles auf Jesus: „Herr, dass ich sehen kann!“
Das ist das zweite Wunder: Der Mann traut sich, Jesus alles anzuvertrauen. Seinen tiefsten Wunsch, der so offensichtlich ist: Was soll ein Blinder anderes wollen, als zu sehen?
Und der doch so verrückt ist: Wie soll er jemals sehen können? Welcher Wunsch wäre unerfüllbarer als dieser?
Aber der Mann ist so verrückt, Jesus das zuzutrauen. Dass der seinen Wunsch erfüllen kann.
„Du sollst sehen können!“, sagt Jesus, „dein Glaube hat dich gerettet.“ Sofort kann der Mann sehen.
Er sieht den blauen Himmel über sich und den braunen Staub unter sich. Er sieht die Männer, die ihn eben noch wegstießen. Er sieht Jesus, der ihm die Augen öffnet. Er sieht sich selber: ein Mann in Lumpen, der vor Freude strahlt.
So kann das gehen, wenn mir die Liebe die Augen öffnet. Es ist nicht die rosarote Brille durch die ich alles sehe. Ganz klar sehe ich mit den Augen der Liebe.
Natürlich: Ich sehe das Schöne um mich herum – den blauen Himmel. Ich genieße das und freue mich darüber.
Aber ich sehe auch das Unscheinbare, das Staubgrau meines Alltags. Ich sehe die Menschen um mich herum. Freundlich kann ich sie anschauen, auch wenn sie böse zurückschauen.
Weil ich liebe und geliebt werde, sehe ich sie mit anderen Augen.
Und natürlich ich sehe den Menschen, den ich liebe und der mich liebt. Ganz tief schaue ich ihm in die Augen.
Und in seinen Blick sehe ich, wie Gott mich freundlich anschaut. Die Liebe öffnet mir dafür die Augen.
Zwei Geschichten von der Liebe also. Der Blinde, dem die Liebe die Augen geöffnet. Die Jünger, die aus Liebe die Augen verschließen. Zwei Geschichten von der Liebe, die blind machen kann und die die Augen öffnen kann.
Beide Geschichten stehen nebeneinander im Lukasevangelium. Beide Geschichten gehören zusammen. Ich höre sie beide als Mutmachgeschichten.
Die eine Geschichte macht mir Mut, meine Augen nicht zu verschließen. Auch wenn es mir schwer fällt: Hinzuschauen, wenn ein Mensch, der mir nah ist, leidet.
Mit ihm dieses Leiden auszuhalten, zu tragen. Ohne Durchhalteparolen oder Vertrösten. Ohne Ratschläge oder Schulterklopfen.
Sondern mit Tränen und Schweigen, einer Umarmung vielleicht. Aushalten, dass der andere leidet und ich mit ihm.
Seinen Schmerz spüren. Ich weiß: Dafür brauche ich viel Mut. Je näher mir der andere ist, umso mehr.
Die andere Geschichte macht mir Mut, Gottes Nähe zu suchen. Auch wenn andere das für Irrsinn oder Träumerei halten mögen. Wenn ich selber mich frage, ob in einer Welt wie dieser und in Leben wie meinem Gott überhaupt Platz finden kann.
Dann dennoch aufstehen und laut nach Gott rufen. So laut, dass er mich hören muss. Und dann alles auf ihn setzen. Nicht nur ein bisschen, sondern alles. Mein tiefstes Sehnen, meinen größten Wunsch.
Ich weiß: Dafür brauche ich viel Mut. Je tiefer das Sehnen umso mehr Mut.
Die beiden Geschichten von der Liebe höre ich als Mutmachgeschichten. Sie machen mir Mut, beides zu tun. Das Leid eines anderen zu tragen und alles auf Gott zu setzen.
Mut braucht unter anderem zwei Dinge: Ich muss üben, Mut zu wagen. Und ich brauche andere Menschen, die mit mir mutig sind.
Für beides finde ich Gemeinde, die Gemeinschaft der Glaubenden, einen wunderbareren Ort.
Hier treffen sich Menschen, die das tatsächlich wagen, mit einem anderen zu leiden. Natürlich: Es gibt auch die, die vor allem neugierig sind und tratschen.
Aber ich begegne vor allem Menschen, die wirklich Anteil aneinander nehmen. Die einander begleiten, die einander tragen. Wie gut, dass sie das tun.
Und in der Gemeinde, in der Gemeinschaft der Glaubenden, treffen sich Menschen, die gemeinsam mutig sind. Die tatsächlich laut nach Gott rufen.
Natürlich: Es gibt auch die, die immer schon wissen, wie Gott ist. Die anderen sagen, wie sie glauben müssen, damit sie richtig glauben.
Aber ehrlicher mit sich und den anderen sind die, die sagen, dass sie immer wieder nach Gott suchen müssen. Die immer wieder neu nach dem fragen, der ihr Leben trägt.
Und er lässt sich ja tatsächlich finden. Immer wieder. Für einen kleinen wunderbaren Augenblick, in dem sich Himmel und Erde berühren.
Welch ein Segen. Gott sei Dank.
Die erste Geschichte:
Jesus nahm die Zwölf beiseite und sagte zu ihnen: "Seht doch, wir ziehen jetzt hinauf nach Jerusalem. Dort wird alles in Erfüllung gehen, was die Propheten über den Menschensohn geschrieben haben: Er wird den Heiden ausgeliefert, die unser Land besetzt haben. Er wird verspottet, misshandelt und angespuckt werden. Sie werden ihn auspeitschen und töten. Aber am dritten Tag wird er vom Tod auferstehen."
Die Zwölf verstanden kein Wort. Der Sinn dieser Worte blieb ihnen verborgen. Sie begriffen nicht, wovon er sprach.
(Lukasevangelium 18,31-34 – www.basisbibel.de)
Liebe kann blind machen. Davon erzählt
diese Geschichte: Die Jünger, sie sind blind für das, was auf Jesus
und auf sie zukommt.
Ich mag sie gern in Schutz nehmen, die
Jünger, blind, wie sie sind: Wie sollen sie denn begreifen, was
Jesus ihnen sagt? Auch wenn er es nun schon zum dritten Mal sagt –
es wird nicht leichter, das zu verstehen, was er sagt.
Vielleicht versteht es nicht einmal Jesus mit ganzem Herzen. Denn sonst müsste ihm doch das Herz zerbersten.
Den Jüngern würde das Herz brechen, wenn sie begriffen, was Jesus sagt: Er wird verspottet, misshandelt und angespuckt werden. Sie werden ihn auspeitschen und töten.
Den Jüngern müsste das Herz brechen, wenn sie wirklich verstünden, dass Jesus von sich selber spricht.
Wie sollten sie es ertragen, das mit anzusehen: Wie er verspottet wird. Wie sie ihn auslachen und auspeitschen? Wie sie ihn töten? Das wäre nicht zu ertragen.
Den Gedanken wollen sie, können sie nicht zu Ende denken. Jeder Spottvers würde auch sie treffen. Jeder Peitschenhieb ihnen weh tun. Sein Tod wäre auch ihr Tod. Mit Jesus würde alles sterben, was sie lebendig macht.
Wo sollten sie hin mit ihrer Liebe zu ihm, wenn er nicht mehr da wäre? Woher sollte ihnen Liebe zufließen, wenn er sie nicht mehr anschaut?
Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Ihre Liebe macht die Jünger blind. Blind gegenüber dem Leiden, das auf Jesus und auf sie wartet.
Ich kann ihnen das nicht verdenken Es
ist schwer, unendlich schwer, einen Menschen leiden zu sehen, der mir
nah ist.
Es ist schwer, wenn dieser Mensch
darüber spricht: Über die Schmerzen und die Ängste. Das Leben, um
das er fürchtet. Den Tod, den er herbeisehnt.
Ich kann mich nicht dagegen wehren:
Diese Schmerzen und Ängste fühle auch ich. Weil ich den anderen
liebe, fühle ich, was er fühlt. Sein Schmerz ist mein Schmerz,
seine Angst ist meine Angst.
Das ist kaum auszuhalten. Besser ich bin blind dafür.
So kann Liebe blind machen. Sie kann aber auch die Augen öffnen. Davon erzählt die zweite Geschichte, die der ersten unmittelbar folgt.
Dann, als Jesus in die Nähe von Jericho kam, saß ein Blinder am Straßenrand und bettelte. Er hörte, wie die Volksmenge an ihm vorbeiging, und fragte: "Was ist denn los?" Die Leute sagten zu ihm: "Jesus von Nazaret kommt gerade hier vorbei."
Da rief er laut: "Jesus, du Sohn Davids! Hab Erbarmen mit mir!" Die Leute, die vor Jesus hergingen, fuhren ihn an: "Sei still!" Aber der Blinde schrie noch viel lauter: "Sohn Davids! Hab Erbarmen mit mir!"
Da blieb Jesus stehen und sagte: "Bringt ihn zu mir!"
Als der Blinde bei ihm war, fragte Jesus ihn: "Was willst du? Was soll ich für dich tun?" Der Blinde antwortete: "Herr, dass ich sehen kann!" Und Jesus sagte zu ihm: "Du sollst sehen können! Dein Glaube hat dich gerettet."
Sofort konnte er sehen. Er folgte Jesus und rühmte Gott. Auch das ganze Volk, das alles miterlebt hatte, lobte Gott.
(Lukasevangelium 18,35-43 – www.basisbibel.de)
Liebe kann die Augen öffnen. Etwa dem Mann am Wegrand, der so viel sieht, obwohl er nichts sieht.
Ich bewundere den Blinden. Ich bewundere ihn dafür, wie er plötzlich aus dem Dunkel aufbricht.
Er hört die Menge, die vorbeikommt: „Was ist da los?“ „Jesus von Nazareth kommt vorbei.“ „Jesus von Nazareth?!“ Was mag der blinde Mann bislang von Jesus gehört haben?
„Hab’ Erbarmen!“, ruft er ihm zu – wie auch immer dieses Erbarmen aussehen soll. Ein Geldstück vielleicht, das ihm durch den Tag hilft. Ein freundliches Wort, das sich anders anfühlt, als abgelehnt zu werden.
So wie sie ihn jetzt wieder wegstoßen. Als würde er nicht zu ihnen gehören. Als könnte er nie zu denen gehören, die er nicht sehen kann.
Das erste Wunder geschieht: Sie bringen ihn zu Jesus. Der will, dass die es tun, die den Blinden eben noch weggestoßen haben. Jetzt sind sie nur dabei, der Blinde aber ist mittendrin.
Jesus spricht mit ihm: „Was willst du?“ Keine Ungeduld, keine Verachtung. „Was soll ich für dich tun?“ Freundlich, bestimmt.
Der Mann weiß: Was auch immer er jetzt sagt, Jesus wird es tun. Für ihn wird er es tun.
Der Mann nimmt allen seinen Mut zusammen. Er ist jetzt nicht bescheiden. Er sagt nicht: „Ein Stück Brot, eine Münze.“
Er setzt alles auf eine Karte. Er setzt alles auf Jesus: „Herr, dass ich sehen kann!“
Das ist das zweite Wunder: Der Mann traut sich, Jesus alles anzuvertrauen. Seinen tiefsten Wunsch, der so offensichtlich ist: Was soll ein Blinder anderes wollen, als zu sehen?
Und der doch so verrückt ist: Wie soll er jemals sehen können? Welcher Wunsch wäre unerfüllbarer als dieser?
Aber der Mann ist so verrückt, Jesus das zuzutrauen. Dass der seinen Wunsch erfüllen kann.
„Du sollst sehen können!“, sagt Jesus, „dein Glaube hat dich gerettet.“ Sofort kann der Mann sehen.
Er sieht den blauen Himmel über sich und den braunen Staub unter sich. Er sieht die Männer, die ihn eben noch wegstießen. Er sieht Jesus, der ihm die Augen öffnet. Er sieht sich selber: ein Mann in Lumpen, der vor Freude strahlt.
So kann das gehen, wenn mir die Liebe die Augen öffnet. Es ist nicht die rosarote Brille durch die ich alles sehe. Ganz klar sehe ich mit den Augen der Liebe.
Natürlich: Ich sehe das Schöne um mich herum – den blauen Himmel. Ich genieße das und freue mich darüber.
Aber ich sehe auch das Unscheinbare, das Staubgrau meines Alltags. Ich sehe die Menschen um mich herum. Freundlich kann ich sie anschauen, auch wenn sie böse zurückschauen.
Weil ich liebe und geliebt werde, sehe ich sie mit anderen Augen.
Und natürlich ich sehe den Menschen, den ich liebe und der mich liebt. Ganz tief schaue ich ihm in die Augen.
Und in seinen Blick sehe ich, wie Gott mich freundlich anschaut. Die Liebe öffnet mir dafür die Augen.
Zwei Geschichten von der Liebe also. Der Blinde, dem die Liebe die Augen geöffnet. Die Jünger, die aus Liebe die Augen verschließen. Zwei Geschichten von der Liebe, die blind machen kann und die die Augen öffnen kann.
Beide Geschichten stehen nebeneinander im Lukasevangelium. Beide Geschichten gehören zusammen. Ich höre sie beide als Mutmachgeschichten.
Die eine Geschichte macht mir Mut, meine Augen nicht zu verschließen. Auch wenn es mir schwer fällt: Hinzuschauen, wenn ein Mensch, der mir nah ist, leidet.
Mit ihm dieses Leiden auszuhalten, zu tragen. Ohne Durchhalteparolen oder Vertrösten. Ohne Ratschläge oder Schulterklopfen.
Sondern mit Tränen und Schweigen, einer Umarmung vielleicht. Aushalten, dass der andere leidet und ich mit ihm.
Seinen Schmerz spüren. Ich weiß: Dafür brauche ich viel Mut. Je näher mir der andere ist, umso mehr.
Die andere Geschichte macht mir Mut, Gottes Nähe zu suchen. Auch wenn andere das für Irrsinn oder Träumerei halten mögen. Wenn ich selber mich frage, ob in einer Welt wie dieser und in Leben wie meinem Gott überhaupt Platz finden kann.
Dann dennoch aufstehen und laut nach Gott rufen. So laut, dass er mich hören muss. Und dann alles auf ihn setzen. Nicht nur ein bisschen, sondern alles. Mein tiefstes Sehnen, meinen größten Wunsch.
Ich weiß: Dafür brauche ich viel Mut. Je tiefer das Sehnen umso mehr Mut.
Die beiden Geschichten von der Liebe höre ich als Mutmachgeschichten. Sie machen mir Mut, beides zu tun. Das Leid eines anderen zu tragen und alles auf Gott zu setzen.
Mut braucht unter anderem zwei Dinge: Ich muss üben, Mut zu wagen. Und ich brauche andere Menschen, die mit mir mutig sind.
Für beides finde ich Gemeinde, die Gemeinschaft der Glaubenden, einen wunderbareren Ort.
Hier treffen sich Menschen, die das tatsächlich wagen, mit einem anderen zu leiden. Natürlich: Es gibt auch die, die vor allem neugierig sind und tratschen.
Aber ich begegne vor allem Menschen, die wirklich Anteil aneinander nehmen. Die einander begleiten, die einander tragen. Wie gut, dass sie das tun.
Und in der Gemeinde, in der Gemeinschaft der Glaubenden, treffen sich Menschen, die gemeinsam mutig sind. Die tatsächlich laut nach Gott rufen.
Natürlich: Es gibt auch die, die immer schon wissen, wie Gott ist. Die anderen sagen, wie sie glauben müssen, damit sie richtig glauben.
Aber ehrlicher mit sich und den anderen sind die, die sagen, dass sie immer wieder nach Gott suchen müssen. Die immer wieder neu nach dem fragen, der ihr Leben trägt.
Und er lässt sich ja tatsächlich finden. Immer wieder. Für einen kleinen wunderbaren Augenblick, in dem sich Himmel und Erde berühren.
Welch ein Segen. Gott sei Dank.
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