Lieblingsorte

Ein Strand, das Meer. Ein See, in dem sich Bäume spiegeln. Das Pferd, der Hund. Ein Ball, ein Tor. Ein Schlagzeug, eine E-Gitarre. Die Freunde. Lauter Lieblingsorte.

Eine Leiter, die Himmel und Erde verbindet. Engel, die darauf hinauf- und hinabsteigen. Gott, der segnet. Und Jakob, der staunt: „Gott ist an diesem Ort, und ich wusste es nicht!“ (vgl. 1 Mose 28,10-19a).
 Ein Lieblingsort ist ein Ort, an dem ich mich wohl fühle. Wenn ich an ihm bin, verändert sich etwas in mir. Die Seele wird weiter. Das Herz schlägt glücklicher. Der Puls wird ruhiger.

Jakobs Puls rast, sein Herz schlägt wie verrückt. Was er im Traum erlebt, fährt ihm in sämtliche Glieder. An Schlaf ist danach nicht mehr zu denken. Zu aufgewühlt ist die Seele.

Ein Lieblingsort, das ist wie eine Oase. Ich sitze auf dem Pferd, ich spiele Fußball, ich sitze am Strand. Für ein paar Augenblicke ist der Alltag weit weg und die Welt in Ordnung. Ich bin im Reinen mit mir selber.

Wie mag Jakob in den Schlaf gefunden haben? Er ist abgehauen von zuhause. Er hat den Vater und den Bruder betrogen. Sein altes Leben ist zerbrochen. Wie das neue wird, steht in den Sternen über ihm.

Ein Lieblingsort, das ist ein Ort, an den ich immer wieder zurückkehre. Ich weiß, dass er mir gut tut. Er ist wie eine Zuflucht. Jedes Mal, wenn ich dort bin, nehme ich Kraft auf und Freude und Zuversicht.

Jakob ist auf der Flucht. Er weiß nur, von wo sie ihn wegführen soll. Er weiß, wovor er wegläuft. Aber wo die Flucht ihn hinführen wird, das weiß er nicht. Er weiß nicht, wo er hinlaufen soll und ob er überhaupt jemals ankommen wird.

Ein Lieblingsort, das ist ein Ort, an dem ich Segen spüre. Ich merke etwas davon, dass mein Leben gut ist und gut werden soll. An diesem Ort weiß ich: Es ist richtig und wichtig, dass ich da bin. Nur ich kann mein Leben leben.

Jakob erfährt an seinem Ort den Segen. Gott segnet ihn. Er verspricht ihm, dass sein Leben gut wird. Auch wenn sich das Leben von Jakob gerade anders anfühlt. Dennoch steht und geht er in Gottes Segen. Das weiß er nach seinem Traum.

Ein Lieblingsort ist ein Ort, nach dem ich mich sehne, wenn ich nicht dort bin. Immer wieder muss ich auch mal sein, wo es mir nicht gefällt. Dann wünsche ich mich an den Lieblingsort. Und in meinem Sehnen weiß ich: Ich bin gesegnet.

Jakob stellt ein Steinmal auf, um sich an den besonderen Ort und den Segen von Gott zu erinnern. Er weiht den kleinen Altar mit duftendem Öl. Immer wenn er fern von diesem Ort den Duft riecht, erinnert er sich: Ich bin gesegnet.

Ein Lieblingsort, das ist ein Ort, an dem sich Himmel und Erde berühren. Manchmal wortwörtlich, wenn ich am Strand oder in der Marsch bis zum Horizont schaue und ahne, dass es dahinter noch weiter geht.

Jakob sieht auch, wie sich Himmel und Erde berühren. Ganz wortwörtlich sind sie durch eine Leiter verbunden und durch die Engel, die auf ihr hinauf- und hinabsteigen. Die Grenzen der Welt sind durchlässig.

Am Lieblingsort berühren sich Himmel und Erde auch deshalb, weil ich mich für den Augenblick als Teil eines Ganzen fühle. Mein Leben macht Sinn, weil ich zum großen, weiten Leben gehöre, das weiter ist als der Horizont.

Für Jakob berühren sich Himmel und Erde, weil er sieht und hört, dass er auf seinem Weg jemanden an seiner Seite hat. Gott begleitet ihn und hält seine Hand über ihn. Gott hat etwas vor mit seinem Leben. Das ist ein Segen.

Es ist gut, so einen Lieblingsort zu haben. Einen Ort, an den ich gehen kann, um das Leben zu spüren und den Segen, der auf ihm liegt. Um immer wieder neu Kraft und Freude und Zuversicht einzusammeln.

Jakob hat einen Ort, der für ihn zum Segen wird. Ein Ort, an dem er hört und sieht und spürt, dass Gott ihm ganz nah ist. Obwohl er es vorher weder wusste noch ahnte. Er nimmt es als Geschenk, das so groß ist, dass er darüber erschrickt.

Im Konfer geht es um solche Lieblingsorte. Ihr Konfirmandinnen und Konfirmanden habt sie längst, das zeigen eure Bilder. Es geht darum, das auch zu wissen und sagen zu können: Es gibt Orte und Augenblicke, da weiß ich: Mein Leben macht Sinn. Auf meinem Leben liegt Segen.

Im Konfer geht es auch um das, was Jakob erschreckt: Plötzlich ist da Gott. Besser: Plötzlich entdecke ich ihn in meinem Leben. Ich merke: Es macht Sinn, weil der Eine ihm Sinn verleiht. Segen liegt auf dem Leben, weil er es segnet.

Deshalb ist Konfer so etwas wie eine Gottsucherexpedition. Wir begeben uns mit euch Konfirmandinnen und Konfirmanden Donnerstag für Donnerstag auf die Suche nach Orten, an denen Gott begegnet. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.

Wir gehen mit euch an die Orte, an denen Menschen einmal Gott begegnet sind. Wir schauen uns die alten Geschichten aus der Bibel an, die davon erzählen, wie Gott immer wieder Menschen findet.

Wir beten mit euch. Wir leihen uns die Worte, mit denen Menschen seit 2.500 Jahren zu Gott beten. Wir tun das in dem Vertrauen, dass der Gott, zu dem die Menschen damals gebetet haben, euch und uns heute genauso hört.

Wir gehen mit euch hierher in die Kirche, wo Menschen seit bald 800 Jahren Gott suchen und er sie findet. Wo von einem Teil von euch schon die Eltern und die Großeltern und die Urgroßeltern getauft und konfirmiert wurden.

Wir tun das, um euch die Spuren zu zeigen, die Gott hinterlassen hat im Leben von Menschen. Auch in unserem Leben. Und damit ihr die Spuren wieder erkennt, wenn ihr sie in eurem Leben seht.

Wir tun das, damit ihr am Ende vom Konfer Segensorte kennt. Orte, an die ihr immer wieder kommen könnt, wenn ihr Gott sucht und den Segen, den er über jedes Leben ausbreitet. Auch über euer Leben.

Ganz am Anfang geht es dir vielleicht wie Jakob. Plötzlich siehst du im Traum, wie eine Leiter bis zum Himmel reicht. Du findest den Ort, an dem du spürst: Hier kommt Gott und tritt in mein Leben. Erst erschrickst du, dann freust du dich.

Wenn du dann weitergehst, dann trägst du den Segensort in deiner Erinnerung mit. Du weißt: Gott war schon einmal mittendrin in meinem Leben. So kannst du vertrauen: Gott ist jetzt immer dabei.

Und wenn du dann einmal vor irgendetwas davon laufen willst, weil sich alles gegen dich zu verschwören scheint oder du etwas angestellt hast: Dann hast du eine Zuflucht. Du kannst zu deinem Segensort fliehen.

Glaube und Vertrauen in Gott leben von solchen Segensorten. Wohl dem, der weiß, wo er sie für sich findet. Noch besser, wenn er sie mit anderen teilt. Wenn er ihnen vorschwärmt, wie schön es da ist.

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