Alle machen sich auf den Weg
Alle machen sich auf den Weg in dieser alten Geschichten. Alle Jahre wieder brechen sie auf. Jahr für Jahr sind sie unterwegs ins Unbekannte.
Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, [...] mit Maria, seinem vertrautem Weibe. – Sie müssen aufbrechen. Der Kaiser und die Volkszählung, die Weltgeschichte schicken sie los.
Ob sie wollen oder nicht, ob wir wollen oder nicht: Manchmal wird alles anders. Anders, als wir es uns gedacht haben. Anders, als wir es uns wünschen. Anders, als es gut ist.
Wenn du aufbrichst, dann verabschiedest du dich ja auch vom Vertrauten. Von dem Ort, an dem du dich eingerichtet hast, von den lieben Gewohnheiten.
Und auch wenn du weißt, dass du wieder zurückkehren wirst in den gewohnten Alltag: Es fühlt sich nicht gut und nicht richtig an, im Unbekannten und Ungewohnten unterwegs zu sein. Manchmal fürchtest du dich.
Und des Herrn Engel trat zu ihnen. – Auch der Engel macht sich auf den Weg. Er bricht auf, weil er eine große Freude und die Klarheit des Herrn bringen soll.
Als erstes sagt er: „Fürchtet euch nicht!“ Weil er weiß: Die, zu denen er kommt, die fürchten sich. Womöglich weiß er auch, dass Furcht nicht einfach verschwindet, wenn einer sagt: „Du brauchst doch keine Angst zu haben!“
Dennoch fängt die Furcht nur so an zu weichen. Wenn du dir eingestehst, dass du dich fürchtest. Und dass du dich nach einem sehnst, der dir die Furcht nimmt.
Oder der dir zumindest hilft, die Furcht auszuhalten. Der dir ins Ohr flüstert: „Fürchte dich nicht!“ Und der dich bei der Hand nimmt, damit du aus deiner Furcht aufbrechen kannst.
Da sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem. – Die Hirten machen sich auf. Sie lassen ihre Furcht hinter sich und gehen los durch die Nacht.
Noch freuen sie sich nur zaghaft. Es ist ja nicht mehr als ein Versprechen. Aber sich vorzustellen und auszumalen, dass wahr sein kann, was der Engel sagt: Allein das verändert schon so vieles.
Ich laufe ganz anders durch die Nacht, wenn ich darauf vertraue, dass der Morgen kommt. Ich schaue mich nicht mehr ängstlich um. Ich schaue nach dem Silberstreif und laufe los.
Wenn ich hoffe, kann ich aufbrechen. Und wenn ich aufbreche kann ich hoffen. Nichts muss bleiben, wie es ist. Alles kann so werden, dass es ein Segen ist.
Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. – Das Kind in der Krippe: Noch einer macht sich auf den Weg in dieser alten Geschichte.
Gott bricht auf. Vielleicht hat er den weitesten Weg überhaupt. Vom Himmel hoch, da kommt er her. Lichtjahre muss er überbrücken, um dort anzukommen, wo er hinwill.
Schneller als das Licht ist die Liebe. In Liebeseile gelangt er dorthin, wo er sein will. Mitten unter die Menschen führt die Liebe ihn. So dass er ihr Sehnen und Hoffen spüren kann.
Nah bei den Menschen will er sein. So nah wie ein Kind, das du auf den Arm nimmst. Das dir abgibt von seiner Wärme. Das dich einhüllt in seinen Duft.
Alle brechen sie auf in dieser alten Geschichte. Josef und Maria aus dem Vertrauten. Der Engel, um zu trösten. Die Hirten aus ihrer Furcht. Und Gott kommt von weither.
Weil das so ist, haben wir jetzt den kürzesten Weg zu Gott. Weil er schon wartet, wenn wir aufbrechen: In der Krippe. Bei den Menschen. Bei euch und bei uns. Er ist zu Hause.
Also: Macht euch auf zur Krippe und haltet die Herzen offen!
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