Ich übe Maria sagen

- Maria … Maria … Maria.
- Was machst du denn da?
- Ich übe Maria sagen.
- Das höre ich. Aber wozu? So heißt keines von unseren Kindern. Und ich auch nicht.
- Das weiß ich. Ich frage mich, wie Jesus das gesagt hat: Maria.
- Du meinst, als Maria vor dem leeren Grab steht und sie denkt Jesus sei der Gärtner und dann sagt er Maria zu ihr und da merkt Maria, dass es Jesus ist, der vor ihr steht?

Maria drehte sich um und sah Jesus dastehen. Sie wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus fragte sie: "Frau, warum weinst du? Wen suchst du?" Maria dachte: Er ist der Gärtner. Darum sagte sie zu ihm: "Herr, wenn du ihn fortgeschafft hast, dann sage mir, wo du ihn hingelegt hast. Ich will ihn zurückholen!" Jesus sagte zu ihr: "Maria!" Sie wandte sich ihm zu und sagte auf Hebräisch zu ihm: "Rabbuni!"
(Johannesevangelium 20,14-16 -- www.basisbibel.de)

- Ja. Mehr sagt Jesus ja nicht. Der gibt keine lange Erklärung: Du, ich bin Jesus, ich war tot und lag in dem Grab und dann hat Gott mich von den Toten auferweckt. Der sagt einfach nur: Maria.
- So eine lange Erklärung hätte Maria sicher auch nicht geglaubt. Die hätte den Gärtner böse angeguckt und ihm gesagt, dass ihr nicht nach Scherzen zumute sei.
- Ja. Aber Jesus hat eben keine lange Erklärung abgegeben, sondern einfach nur Maria gesagt. Und ich frage mich: Wie?
- Na, eben so, dass Maria wusste, dass es nur Jesus sein kann, der da vor ihr steht und sie mit Namen anspricht.
- Das ist mir klar. Aber wie hat das geklungen? Maria … oder: Maria. Oder noch anders.
- Du hast Recht. Das muss man ausprobieren. Und weißt du was, das machen wir jetzt.
- Ich habe das eben doch schon gemacht.
- Nicht du sollst das machen, sondern wir. Also alle, die hier in der Kirche sind. Jedenfalls jeder, der jetzt neben sich jemanden sitzen hat, den er gern hat. Der spricht diejenige oder derjenigen mit dem Namen an. Und zwar so, dass der andere bzw. die andere merkt, wie gern Sie ihn haben, wie gern du ihn hast. Klar? Dann los.

...

- Weißt du jetzt, wie es geklungen hat, als Jesus Maria sagte?
- Da bin ich mir nicht sicher. Aber ich habe eine Ahnung davon, wie Maria sich gefühlt hat, als sie ihren Namen gehört hat.
- Nämlich?
- Ganz warm muss ihr geworden sein. Ganz leicht muss sie sich gefühlt haben. Federleicht. Und quicklebendig. Als müsste sie gleich tanzen.
- Weil sie entdeckt, wer da vor ihr steht?
- Ja. Und weil er sie so anspricht, dass sie merkt: Er liebt mich.
- Ich denke ja, dass sie sich erst einmal ganz fürchterlich erschrocken hat. Dass sie einen Knoten im Bauch bekam und ganz weiche Knie.
- Vielleicht hast du Recht. Das kann auch erschrecken. Wenn dich einer mit deinem Namen anspricht und auf einmal merkst du: Der liebt mich. Die liebt mich. Auf einmal verändert sich das ganze Leben.
- Und du hast auch Recht. Nach dem ersten Schrecken strömt das Leben durch alle Adern. Warm und wohlig breitet es sich aus. Weil es so schön ist, dass das Leben sich so verändert. Durch die Liebe.
- Ob das Auferstehung ist: Wenn das Leben sich durch die Liebe verändert, mit der mich einer anspricht?
- Maria erlebt so die Auferstehung. Jesus spricht sie liebevoll an. Und ihre Trauer verschwindet und sie kann sich wieder freuen.
- Wie erlebt eigentlich Jesus seine Auferstehung?
- Du kannst Fragen stellen.
- Ich weiß, darauf gibt es keine Antwort. Wir waren ja nicht dabei.
- Aber?
- Aber ich versuche es mir vorzustellen: Er liegt da in seinem Grab, wie einer der schläft. Und Gott kommt und weckt ihn.
- Indem er ihn mit seinem Namen anspricht: Jesus. Jesus.
- Und Jesus macht die Augen auf und erschrickt erst einmal.
- Aber Gott legt den Zeigefinger auf die Lippen und sagt: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst.“
- „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir.“
- So könnte es gewesen sein. Auch wenn es bestimmt ganz anders gewesen ist.
- Aber ich finde das eine schöne Vorstellung. Gott weckt Jesus von den Toten auf, indem er ihn bei seinem Namen ruft. Weil Gott Jesus bei seinem Namen ruft, steht Jesus zu neuem Leben auf.
- Und Jesus gibt das weiter. Er geht zu Maria, die zwar nicht tot ist, aber immerhin todtraurig. Er spricht sie mit ihrem Namen an. Maria
- Und Maria hört auf traurig zu sein und wird wieder ganz lebendig. Nach dem ersten Schrecken.
- „Fürchte dich nicht“, sagt Jesus zu ihr, „ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir.“
- Und Maria hört auf sich zu fürchten. Und sie läuft zu Petrus und den anderen Freunden von Jesus.
Und die Kette geht weiter, die Namenskette. Maria spricht Petrus an. „Petrus“, sagt sie. Sie sagt es so, dass Petrus alle Furcht verliert und wie sie verwandelt wird und wieder ganz lebendig. Und Petrus geht los und knüpft die Kette weiter.
- Immer weiter setzt sich die Kette fort, von Mensch zu Mensch, von Generation zu Generation. Bis zu Ida, die wir heute getauft haben.
- „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir.“
- Vielleicht erleben wir tatsächlich so Auferstehung: Wenn mich einer so anspricht, wie Jesus Maria angesprochen hat.
- Ja. Wenn dich einer so voller Liebe anspricht, dann verändert sich dein Leben. Du siehst dich selber im Licht seiner Liebe. Und du siehst selber ganz anders auf dein Leben und du lebst anders.
- Aber was, wenn der andere dich irgendwann nicht mehr liebevoll anspricht? Was wird dann aus deinem Leben? Bei Maria und Jesus war es noch mehr. Maria hat nicht nur gespürt, dass Jesus, ein anderer Mensch sie gern hat.
- Sie hat auch gespürt, dass Gott sie liebt. Sie hat vielleicht schon vorher geahnt, dass ihr in Jesus Gott begegnet. Aber da, als er sie am Grab ansprach, da hat sie es gewusst. Aus Jesus spricht Gott zu ihr.
- So erleben wir Auferstehung: Wenn einer mich so anspricht, dass ich merke: Gott spricht mich an. „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du gehörst zu mir.“
- Wenn einer so zu dir spricht, dass sich dein Leben verändert. Dass es eine neue Richtung nimmt. Wenn du durch sein Wort spürst: Es liegt Segen auf meinem Leben. Ich kann aufstehen und weitergehen.
Aber dass Segen auf meinem Leben liegt, das ist Gottes Sache. Dass ich mitten am Tag zu neuem Leben aufstehe, das liegt allein an Gott.
- Von ihm kommt das Wort, das uns lebendig macht: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du gehörst zu mir."

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