wenn dir etwas das Herz öffnet
Bei uns im Garten leuchten noch die bunten Plastikeier am Hagebuttenstrauch, die unsere Kinder zu Ostern dort hingehängt haben.
Auch in der Wohnung stehen noch drei Ostersträucher, geschmückt mit Osterhasen und selbst bemalten Eiern. So richtig schön sehen sie nicht mehr aus, es wird Zeit, dass wir sie wegräumen. Ostern ist schließlich vorbei.
Was mich zu der Frage bringt: Was ist eigentlich aus Ostern geworden? Was ist aus dem neuen Leben geworden, das wir vor drei Wochen erst gefeiert haben? Was aus der Freude und der Hoffnung, dass jetzt alles anders wird?
Ostern, die Kraft der Auferstehung um daran zu glauben, müssten sie sich zeigen in meinem Leben, in meinem Alltag.
Dort gehört sie ja hin, die Auferstehung: in das Leben, in den Alltag. Manchmal stehen wir auf / Stehen wir zur Auferstehung auf / Mitten am Tage So dichtet Marie Luise Kaschnitz von der Auferstehung im Kleinen.
Aber wie sieht die aus, die Auferstehung im Kleinen, die Auferstehung, die sich mitten in meinem Alltag zeigt und ihn zu einem Fest des Lebens macht?
Vor drei Wochen haben wir das im Ostergottesdienst gefragt: Wo erfahrt ihr Auferstehung? Wo bringt sie in eurem Leben etwas zum Blühen?
Viele haben ihre Antworten auf Blütenblätter geschrieben. Oft war es ein Name, der Name eines Kindes. Oder es stand dort: Die Geburt meiner Kinder; als mein Enkel geboren wurde.
Wo neues Leben wächst und geboren wird, dort erfahre ich Auferstehung, dort spüre ich mit aller Wucht die Kraft des neuen Lebens.
Zugleich ist die Geburt ein Bild. Ein Bild für das, was Auferstehung bedeutet.
Jesus sagt: Es ist wie bei einer Frau: Sie leidet unter Schmerzen, wenn sie ein Kind zur Welt bringt ihre Stunde ist gekommen. Aber wenn das Kind geboren ist, denkt sie nicht mehr an den Schmerz. Sie freut sich nur noch, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist.
(Johannesevangelium 16,21 -- www.basisbibel.de)
Wer weiß, vielleicht hat eine Frau diesen Satz geschrieben und Jesus in den Mund gelegt. Eine Frau, die weiß, was es heißt, ein Kind zur Welt zu bringen.
Denn, sagt meine Frau, es ist tatsächlich so: Wenn die Wehen einsetzen, beginnen die Schmerzen. Erst langsam, dann immer stärker. Erst in Abständen, dann immer häufiger. Und irgendwann ist da fast nur noch Schmerz. Im Stöhnen und im Schreien. Die Zeit dehnt sich und scheint gleichzeitig still zu stehen.
Und dann, nach einer langen Ewigkeit und doch ganz plötzlich wird alles anders. Weil das Kind da ist, auf dem Bauch liegt. Haut an Haut. Ganz warm noch vom Mutterschoß. Müdigkeit, die aufkommt. Und große, tiefe Freude, die sich ausbreitet angesichts dieses neuen Lebens.
Das ist ein Bild für das, was Auferstehung bedeutet, sagt Jesus.
Zur Auferstehung mitten am Tage, in diesem Leben, gehört, dass ich guter Hoffnung bin. Ich muss wissen, dass Leben in mir ist und in mir wächst. Ich kann es manchmal ganz deutlich spüren. Ein anderes Mal muss ich ihm nachfühlen. Aber es ist da, sagt die gute Hoffnung. Vertrau darauf.
Doch ich weiß: Es gibt auch den Schmerz, der sich über die Hoffnung legt und sie ganz und gar verdeckt. Manchmal kann ich irre werden an der Hoffnung auf Leben, weil alles dagegen spricht. Das Leid und der Tod scheinen so viel stärker. Das, was ich erfahre, wird zu einem stummen Schrei: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Auferstehung ist, wenn sich dieser Schrei löst. Weil ich spüre, dass Gott, zu dem ich schreie, mich hört. Ich schreie und lege mein Leben in seine Hände. Und er nimmt es und trägt es ans Licht. Ich gebe mein Leben auf und Gott schenkt es mir neu. Meine Trauer und mein Schmerz verwandeln sich in Freude am Leben und über Gott.
Manchmal stehen wir auf. / Stehen wir zur Auferstehung auf. / Mitten am Tage.
Eine andere Antwort, die Menschen in unserem Ostergottesdienst aufschrieben, lautete: Osterglocken, Tulpen, Frühling.
Ostern ist ein Frühlingsfest. Auferstehung zeigt sich in der Natur. Sie ist zu sehen an den Bäumen, die grün werden, in den Blumen, die aufblühen. Auferstehung erfahre ich, wenn ich an einem windstillen, sonnigen Frühlingstag auf dem Fahrrad durch die Marsch fahre und die Vögel singen höre.
In unserem Pastoratsgarten steht ein alter Magnolienbaum. Vor Jahren hat ein Sturm ihn umgeworfen, aber entwurzeln konnte er ihn nicht. Jedes Frühjahr zeigen sich neue Knospen. Wenn es so weit ist, beginne ich zu warten: Wann bricht wohl die erste auf?
Dieses Jahr war es am Karfreitag soweit. Bei den ersten Knospen zeigten sich rosafarbene Spitzen. Am Tag darauf begannen sie, das schützende Gehäuse abzustreifen. Ich freute mich auf die hell strahlenden Blüten und hoffte, sie würden noch am Ostersonntag aufblühen. Sie taten es nicht.
Dann fuhren wir für eine Woche in den Urlaub. Als ich wiederkam, sah ich nichts. Fünf, sechs Blüten waren aufgegangen. Der kalte Föhrer Wind wehte durch den Garten und die Magnolie hielt ihre Blüten geschlossen. Aber in dieser Woche brachen sie auf, endlich. Jetzt leuchtet der Baum im Pastoratsgarten.
Im Frühling erfahre ich Auferstehung. Zugleich ist der Frühling ein Bild für das, was Auferstehung bedeutet.
Sie beginnt damit, dass ich mich sehne. Etwas soll neu werden und anders in meinem Leben. Es muss etwas aufblühen und mich begeistern.
Ich halte Ausschau danach. Tagelang, wochenlang. Hier und da entdecke ich kleine Anzeichen. Wird da nicht etwas anders? Da kündigt sich doch etwas an! Auch da, wo alle Lebenskraft abgestorben scheint. Gerade da!
Ich schaue genauer hin. Und siehe: Da wächst etwas in mir. Klein und unscheinbar. Langsamer, als meine Ungeduld und Sehnsucht es wollen. Aber unaufhaltsam und mächtig treibt es aus. Und dann, wenn ich es vor Ungeduld kaum mehr aushalte, bricht sie hervor: Die unbändige Lust am Leben.
Und ich weiß: Aus mir kommt die nicht, diese Lebenskraft. Die hat einer in mich gelegt. Gott hat sie tief in mich eingepflanzt.
So tief, dass sie mir manchmal verborgen bleibt. Verloren im Alltagsstress. Verschüttet unter Sorgen um andere und mich.
Aber nur so tief, dass sie immer wieder und neu hervorbrechen kann und mich und mein Leben zum Blühen bringt.
Auferstehung, sagte mir jemand, Auferstehung, die erlebst du, wenn dir etwas das Herz öffnet.
Vielleicht ist dieses Etwas die Geburt eines Kindes. Oder die erste Osterglocke, die aufblüht. Vielleicht ist es auch ein Menschen, der dir in die Augen schaut, dir zuhört, dich in den Arm nimmt.
Was es auch ist: Es öffnet dir das Herz. Eben war dein Herz noch in sich verschlossen, gefangen in Kälte, weil es einsam war, in Schmerz, weil es traurig war.
Aber jetzt hat es sich geöffnet. Es spürt die Wärme, mit der dir ein Mensch begegnet, der dich mag. Es spürt die Freude, die mitten in der Trauer aufkeimt.
Wenn dein Herz sich öffnet, nimmst du das Leben in dir wahr. Du fühlst die Kraft, die dich ans Leben bindet. Und du stehst auf und nimmst am Leben um dich teil. Du hörst den Vogel, der singt. Du lachst mit dem Kind, das spielt. Und du lächelst über die bunten Plastikeier, die immer noch im Hagebuttenstrauch baumeln.
Auch in der Wohnung stehen noch drei Ostersträucher, geschmückt mit Osterhasen und selbst bemalten Eiern. So richtig schön sehen sie nicht mehr aus, es wird Zeit, dass wir sie wegräumen. Ostern ist schließlich vorbei.
Was mich zu der Frage bringt: Was ist eigentlich aus Ostern geworden? Was ist aus dem neuen Leben geworden, das wir vor drei Wochen erst gefeiert haben? Was aus der Freude und der Hoffnung, dass jetzt alles anders wird?
Ostern, die Kraft der Auferstehung um daran zu glauben, müssten sie sich zeigen in meinem Leben, in meinem Alltag.
Dort gehört sie ja hin, die Auferstehung: in das Leben, in den Alltag. Manchmal stehen wir auf / Stehen wir zur Auferstehung auf / Mitten am Tage So dichtet Marie Luise Kaschnitz von der Auferstehung im Kleinen.
Aber wie sieht die aus, die Auferstehung im Kleinen, die Auferstehung, die sich mitten in meinem Alltag zeigt und ihn zu einem Fest des Lebens macht?
Vor drei Wochen haben wir das im Ostergottesdienst gefragt: Wo erfahrt ihr Auferstehung? Wo bringt sie in eurem Leben etwas zum Blühen?
Viele haben ihre Antworten auf Blütenblätter geschrieben. Oft war es ein Name, der Name eines Kindes. Oder es stand dort: Die Geburt meiner Kinder; als mein Enkel geboren wurde.
Wo neues Leben wächst und geboren wird, dort erfahre ich Auferstehung, dort spüre ich mit aller Wucht die Kraft des neuen Lebens.
Zugleich ist die Geburt ein Bild. Ein Bild für das, was Auferstehung bedeutet.
Jesus sagt: Es ist wie bei einer Frau: Sie leidet unter Schmerzen, wenn sie ein Kind zur Welt bringt ihre Stunde ist gekommen. Aber wenn das Kind geboren ist, denkt sie nicht mehr an den Schmerz. Sie freut sich nur noch, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist.
(Johannesevangelium 16,21 -- www.basisbibel.de)
Wer weiß, vielleicht hat eine Frau diesen Satz geschrieben und Jesus in den Mund gelegt. Eine Frau, die weiß, was es heißt, ein Kind zur Welt zu bringen.
Denn, sagt meine Frau, es ist tatsächlich so: Wenn die Wehen einsetzen, beginnen die Schmerzen. Erst langsam, dann immer stärker. Erst in Abständen, dann immer häufiger. Und irgendwann ist da fast nur noch Schmerz. Im Stöhnen und im Schreien. Die Zeit dehnt sich und scheint gleichzeitig still zu stehen.
Und dann, nach einer langen Ewigkeit und doch ganz plötzlich wird alles anders. Weil das Kind da ist, auf dem Bauch liegt. Haut an Haut. Ganz warm noch vom Mutterschoß. Müdigkeit, die aufkommt. Und große, tiefe Freude, die sich ausbreitet angesichts dieses neuen Lebens.
Das ist ein Bild für das, was Auferstehung bedeutet, sagt Jesus.
Zur Auferstehung mitten am Tage, in diesem Leben, gehört, dass ich guter Hoffnung bin. Ich muss wissen, dass Leben in mir ist und in mir wächst. Ich kann es manchmal ganz deutlich spüren. Ein anderes Mal muss ich ihm nachfühlen. Aber es ist da, sagt die gute Hoffnung. Vertrau darauf.
Doch ich weiß: Es gibt auch den Schmerz, der sich über die Hoffnung legt und sie ganz und gar verdeckt. Manchmal kann ich irre werden an der Hoffnung auf Leben, weil alles dagegen spricht. Das Leid und der Tod scheinen so viel stärker. Das, was ich erfahre, wird zu einem stummen Schrei: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Auferstehung ist, wenn sich dieser Schrei löst. Weil ich spüre, dass Gott, zu dem ich schreie, mich hört. Ich schreie und lege mein Leben in seine Hände. Und er nimmt es und trägt es ans Licht. Ich gebe mein Leben auf und Gott schenkt es mir neu. Meine Trauer und mein Schmerz verwandeln sich in Freude am Leben und über Gott.
Manchmal stehen wir auf. / Stehen wir zur Auferstehung auf. / Mitten am Tage.
Eine andere Antwort, die Menschen in unserem Ostergottesdienst aufschrieben, lautete: Osterglocken, Tulpen, Frühling.
Ostern ist ein Frühlingsfest. Auferstehung zeigt sich in der Natur. Sie ist zu sehen an den Bäumen, die grün werden, in den Blumen, die aufblühen. Auferstehung erfahre ich, wenn ich an einem windstillen, sonnigen Frühlingstag auf dem Fahrrad durch die Marsch fahre und die Vögel singen höre.
In unserem Pastoratsgarten steht ein alter Magnolienbaum. Vor Jahren hat ein Sturm ihn umgeworfen, aber entwurzeln konnte er ihn nicht. Jedes Frühjahr zeigen sich neue Knospen. Wenn es so weit ist, beginne ich zu warten: Wann bricht wohl die erste auf?
Dieses Jahr war es am Karfreitag soweit. Bei den ersten Knospen zeigten sich rosafarbene Spitzen. Am Tag darauf begannen sie, das schützende Gehäuse abzustreifen. Ich freute mich auf die hell strahlenden Blüten und hoffte, sie würden noch am Ostersonntag aufblühen. Sie taten es nicht.
Dann fuhren wir für eine Woche in den Urlaub. Als ich wiederkam, sah ich nichts. Fünf, sechs Blüten waren aufgegangen. Der kalte Föhrer Wind wehte durch den Garten und die Magnolie hielt ihre Blüten geschlossen. Aber in dieser Woche brachen sie auf, endlich. Jetzt leuchtet der Baum im Pastoratsgarten.
Im Frühling erfahre ich Auferstehung. Zugleich ist der Frühling ein Bild für das, was Auferstehung bedeutet.
Sie beginnt damit, dass ich mich sehne. Etwas soll neu werden und anders in meinem Leben. Es muss etwas aufblühen und mich begeistern.
Ich halte Ausschau danach. Tagelang, wochenlang. Hier und da entdecke ich kleine Anzeichen. Wird da nicht etwas anders? Da kündigt sich doch etwas an! Auch da, wo alle Lebenskraft abgestorben scheint. Gerade da!
Ich schaue genauer hin. Und siehe: Da wächst etwas in mir. Klein und unscheinbar. Langsamer, als meine Ungeduld und Sehnsucht es wollen. Aber unaufhaltsam und mächtig treibt es aus. Und dann, wenn ich es vor Ungeduld kaum mehr aushalte, bricht sie hervor: Die unbändige Lust am Leben.
Und ich weiß: Aus mir kommt die nicht, diese Lebenskraft. Die hat einer in mich gelegt. Gott hat sie tief in mich eingepflanzt.
So tief, dass sie mir manchmal verborgen bleibt. Verloren im Alltagsstress. Verschüttet unter Sorgen um andere und mich.
Aber nur so tief, dass sie immer wieder und neu hervorbrechen kann und mich und mein Leben zum Blühen bringt.
Auferstehung, sagte mir jemand, Auferstehung, die erlebst du, wenn dir etwas das Herz öffnet.
Vielleicht ist dieses Etwas die Geburt eines Kindes. Oder die erste Osterglocke, die aufblüht. Vielleicht ist es auch ein Menschen, der dir in die Augen schaut, dir zuhört, dich in den Arm nimmt.
Was es auch ist: Es öffnet dir das Herz. Eben war dein Herz noch in sich verschlossen, gefangen in Kälte, weil es einsam war, in Schmerz, weil es traurig war.
Aber jetzt hat es sich geöffnet. Es spürt die Wärme, mit der dir ein Mensch begegnet, der dich mag. Es spürt die Freude, die mitten in der Trauer aufkeimt.
Wenn dein Herz sich öffnet, nimmst du das Leben in dir wahr. Du fühlst die Kraft, die dich ans Leben bindet. Und du stehst auf und nimmst am Leben um dich teil. Du hörst den Vogel, der singt. Du lachst mit dem Kind, das spielt. Und du lächelst über die bunten Plastikeier, die immer noch im Hagebuttenstrauch baumeln.
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