Gott schenkt euch sein Vertrauen
I. Vertrauen
ist der Anfang von allem. Zum Beispiel von dem, was heute in zehn
Jahren sein wird.
Wer weiß, was dann sein wird. Mit
euch. Mit uns. Eines ist sicher: Ihr seid dann zehn Jahre älter.
Also Mitte zwanzig.
Wo ihr dann wohl sein werdet, haben wir
beim vorletzten Konfer ein paar von euch gefragt. Diejenigen, die
ihre Kerzen schon fertig gebastelt hatten.
Für uns war das spannend, euch
zuzuhören. Die einen wissen schon sehr genau, was kommen soll. Die
Lehre nach der Schule. Auf der Insel bleiben.
Die anderen haben eine ungefähre Idee.
Aufs Festland gehen. Durch die Welt reisen. Studieren in der großen
Stadt.
Was auch immer kommt. Und wie es auch
wirklich wird: Heute macht ihr den ersten Schritt in diese Richtung.
Mit Gottes Segen.
II. Vertrauen ist der Anfang von allem.
Der Gelähmte, der nicht mehr gelähmt ist, macht auch einen Schritt.
Unsicher erst, überrascht dann, schließlich klemmt er sich die
Matte unter den Arm und geht seinen Weg.
Aaron habt ihr ihn genannt für euren Gottesdienst, den ihr im März hier gefeiert habt. Aaron, der Mann,
der das Laufen lernt. Den andere tragen, als er selber nicht laufen
kann. Dem Jesus das Laufen beibringt.
Wo mag er in zehn Jahren sein? In eurem
Gottesdienst kehrte er zu seiner Familie zurück. Die war glücklich,
ihn wieder bei sich zu haben. Und vor allem: Zu sehen, dass er läuft.
Und Aaron fiel siedend heiß ein, was
er ganz vergessen hatte: Sich bei Jesus zu bedanken.
Er war einfach losgelaufen in das, was
sein neues Leben werden sollte.
Wie wird es da wohl zehn Jahre später
sein? Erinnert er sich noch an die Zeit, als er nicht laufen konnte?
Und daran, wie Jesus ihn anschaute. Und wie er losging. Mit Gottes
Segen.
III. Vertrauen ist der Anfang von
allem. Wir wissen nicht, wie es in zehn Jahren sein wird. Auch nicht,
woran wir uns erinnern werden, falls uns jemand dann auf Konföhr 18
anspricht.
Aber jetzt können wir uns noch
erinnern. Zum Beispiel an die Konferfahrt und den Nachmittag, den wir
im Dialog im Dunkeln verbrachten.
Wir beide waren jetzt zum fünften Mal
in den Räumen. Und wäre es im Dunkeln hell, würden wir den Weg mit
geschlossenen Augen finden, wie man so sagt.
Aber es ist ja dunkel dort drinnen und
also helfen nicht einmal geöffnete Augen. Der Weg war auch beim
fünften Mal für uns wieder unbekannt und überraschend.
Etwas, das hilft, sich im Dunkeln
zurecht zu finden ist – Vertrauen. Auf das, was
die Blindenführer sagen: Euch kann hier nichts geschehen.
Und auch Vertrauen auf die Stimme, die ruft: Hier bin ich, sagt sie, und
dann gehen wir los in die Richtung.
Und vertrauen blind, dass es gut wird.
Weil Segen darauf liegt.
IV. Vertrauen ist der Anfang von allem.
Jesus sah, wie groß ihr Glaube war. Der Glaube der vier Männer, die
den Gelähmten brachten. Vielleicht auch der Glaube von Aaron selber.
Liebe macht blind, heißt es. Mit dem
Glauben ist das genauso: Der macht auch blind.
Nicht, weil er blinden Gehorsam
fordert. Beim Glauben geht es nicht darum, nachzubeten und auswendig
zu lernen, was andere vorbeten und vorsagen.
Glauben meint Vertrauen. Und Vertrauen
ist blind. Es tappt im Dunkeln. Unsicher, ob der, dem ich vertraue,
es gut mit mir meint. Ich weiß es eben nicht, aber ich vertraue.
Blind.
Die Männer, die Aaron zu Jesus
bringen, machen das so. Sie wissen nichts und haben auch noch nichts
gesehen. Aber sie haben gehört und sie vertrauen.
Was dann geschieht, ist verrückt:
Aaron steht auf und nimmt seine Matte und geht.
Aber was zuvor geschieht, ist genauso
verrückt: Die Männer vertrauen blind. Und erfahren: Da liegt Segen
drauf.
V. Denn: Vertrauen ist der Anfang von
allem. Damit haben auch wir angefangen. Jedes Mal, wenn Konfer war:
Steine und Kerzen haben wir abgelegt und angezündet.
In den ersten Wochen waren es meistens
Kerzen. Weil ihr euch aufs Wochenende freutet. Oder die Note in der
Arbeit besser war, als befürchtet.
Dann wurden es manchmal viele Steine,
die in der Mitte lagen. Oft wegen des Wetters. Weil Konfer war statt
schneefrei.
Aber auch, weil sich eine um einen
Menschen sorgte Oder traurig war. Oder einer Ärger hatte.
Das fanden wir besonders: Ihr habt
vertraut, dass ihr das sagen konntet. Dass die anderen das wirklich
hören und ernst nehmen und für sich behalten.
Und es waren ja nicht nur die Ohren von
uns, die wir alle im Kreis saßen, die das hörten. Immer brannte die
große Kerze in der Mitte. Immer war noch einer dabei.
Der Herr ist mein Hirte, haben wir
gebetet. Und vertraut, dass er hört, was wir sagen, und sieht, was
unser Herz bewegt.
Dein Stecken und Stab trösten mich:
Was ich erlebt habe, wird nicht ungeschehen, wenn ich es Gott
erzähle. Aber es ändert sich. Durch Gottes Segen.
VI. Vertrauen ist der Anfang von allem.
Fragt sich nur noch, wo es herkommt, das Vertrauen.
Vielleicht haben sie zu Aaron immer
wieder gesagt: Hab nur Vertrauen, du wirst gesund. Bald kannst du
wieder laufen.
Aber Aaron fand bei sich kein
Vertrauen. Es steckte in keiner Schublade. Und auch nicht in seinem
Herzen.
Da liehen ihm seine Freunde ihr
Vertrauen. Was er selber nicht konnte, taten sie für ihn. Sie trugen
ihn und liefen für ihn. Sie vertrauten für ihn: Das Leben meint es
gut mit dir.
Und schenkt dir Vertrauen. Gott schenkt
dir sein Vertrauen. Plötzlich war es da, war er da. Aaron sieht
Jesus in die Augen und findet das Vertrauen, das ihm fehlte. Ein
Segen.
Vertrauen ist ein Segen. Aaron erfährt
das. Das Vertrauen, das Jesus ihm schenkt, hilft ihm auf die Beine.
Und er nimmt seine Matte und geht nach Hause.
Konfirmation ist ein Segen. Gott
schenkt euch sein Vertrauen. Damit ihr vertrauen könnt. Auf dem Weg,
den ihr geht. Die nächsten zehn Jahre und darüber hinaus.
Und immer mit Gottes Segen. Denn Segen
ist der Anfang von allem.
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