Sonntagsgruß: Die Zeit umstellen


Liebe alle, heute Nacht wurde mal wieder die Zeit umgestellt. Dabei sind wir ja schon seit zwei Wochen damit beschäftigt, uns auf eine andere Zeit einzustellen – auf schwere Zeiten, wie viele sagen.

Als ich Kind war, hatte mein Vater seine Art, mit der Zeitumstellung umzugehen: Am Montag danach stand er nicht wie sonst um sechs, sondern erst um sieben auf. Am Dienstag um viertel vor sieben. Am Mittwoch um halb sieben. Und so weiter. Am Ende der Woche war er wieder bei sechs Uhr angelangt.

Ein netter Trick. Der natürlich die Zeitumstellung nicht aufhebt; die bleibt ja. Aber sie kommt nicht auf einen Schlag. Ich kann mich langsam an die andere Zeit gewöhnen.

Wir haben uns gefragt: Geht das vielleicht auch mit den merkwürdigen Zeiten, in denen wir gerade leben? Wir haben im Lauf der vergangenen Woche ein paar Menschen getroffen, die für sich solche Wege gefunden haben.

Da ist zum Beispiel der Mann, der sagt, dass er sich vorkommt wie unter einer Glasglocke; es ist schwer, morgens in Gang zu kommen. Zugleich sagt er: Ich beginne zu genießen, dass es so ruhig ist auf der Insel wie in meiner Kindheit.

Da ist die Mutter, die erzählt, wie anstrengend es ist, mit den Kindern zu Hause zu lernen. Und die im nächsten Atemzug sagt: Die Entschleunigung ist für uns als Familie ganz toll.
Da ist der Mann, der vor seinem Laden steht und auf Kunden wartet. Und in den Himmel schaut und sagt: Der war noch sie blau, keine Kondensstreifen, keine Schleierwolken, nur blau.

Da ist die Frau, die afluert: Was kommt da noch auf uns zu, wenn man nach Italien oder Frankreich schaut. Und die sich freut, dass die Insel endlich mal leer und beschaulich ist, wenn gleichzeitig schönes Wetter ist.

Wir selber wollten heute auf Seeland das erste Urlaubsfrühstück genießen. Das fehlt. Dafür gehe ich jetzt jeden Tag an den Strand und schaue den Strandläufern zu.

Alles hat seine Zeit. So heißt es in der Bibel. Weinen hat seine Zeit und lachen. Klagen hat seine Zeit und tanzen.

Es gibt schwere Zeiten und es gibt leichte Zeiten. Manchmal folgen die nacheinander. Manchmal erleben wir sie auch gleichzeitig.

Das so zu sehen, ist womöglich nur ein Trick. Er ändert nichts an den Umstellungen, die wir gerade erdulden müssen. Aber er hilft vielleicht, mit ihnen zu leben.

Wir haben es letzten Sonntag gesagt, wir sagen es wieder: Auch in dem, was uns nicht gefällt, können wir Segen finden.

Das ihr so glauben und hoffen könnt, das wünschen wir euch. Haltet die Herzen offen.

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