Sonntagsgruß: Haltet Augen und Herzen offen


Heute ist Sonntag. Der Tag zum Durchatmen. Selten war der Tag so notwendig wie nach dieser Woche.
Einmal durchatmen, um all das zu ordnen, was auf uns eingeströmt ist in den letzten Tagen. Jeder Tag brachte etwas Anderes und etwas Neues.
Die Kinder gehen nicht mehr zur Schule. Das könnte sich wie Ferien anfühlen, tut es aber nicht. Lernen ist nur doof, wenn du es allein zuhause tun sollst.
Die Eltern fragen sich, wie das mit der Arbeit weitergeht. Manche sind schon zuhause, andere auf Kurzarbeit. Der Laden ist zu. Die Ferienwohnungen stehen leer.
Die einen schütteln immer noch den Kopf und verstehen nicht so recht, was das alles soll. Aber wie soll man auch etwas verstehen, was noch nie dagewesen ist?
Die anderen haben Angst und wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Aber wie soll man das auch wissen, wo es einem keiner sagen kann?
So versuchen wir uns einzurichten in dem neuen Alltag, der keiner ist, weil er so ungewohnt ist. Die einen haben mehr zu tun als sonst. Die anderen müssen die Leere füllen.
Wir versuchen, uns an das Ungewöhnliche zu gewöhnen. Und ahnen, dass morgen schon alles noch anders sein könnte.
Und dann bricht über dem allen der Frühling aus wie immer. Die Forsythie blüht im Pastoratsgarten, die Osterglocken, die Hyazinthen.
Das Watt und die Nordsee liegen in der Sonne und glitzern. Der Himmel spannt sich weit und blau über der Marsch.
Ihr kennt das Lied: "Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerszeit." Der Kirchenschlager von Paul Gerhardt.
Sommer ist nicht. Und die Zeit ist auch nicht lieb. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Aber womöglich auf den zweiten oder den dritten.
Wir haben das gelernt in den letzten beiden Jahren: Auch an den Tagen, die uns nicht gefallen, nach dem zu schauen, was schön war und gut ist.
Weiter zu vertrauen, wenn das Selbstverständliche wegbricht und Unbekanntes Angst macht. Weil auch dann Gottes Segen wächst und blüht in deinem Leben.
Der Sonntag heute heißt übrigens Lätare: Freue dich. Er wird auch das kleine Ostern genannt.
Ein Tag zum Aufatmen: Wir sind da. Mitten im Leben. Und Gott ist auch da. Haltet die Augen und die Herzen offen!

Den Text gibt es auch als Video.

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