Sonntagsgruß: Fürchte dich nicht
Im Wyker Krankenhaus hängt im
Eingangsbereich ein Plakat. Das Wort Corona hat da jemand
durchbuchstabiert. Von C für „cool bleiben“ über O wie „ohne
Panik“ bis A wie „auch das geht vorbei“. Das Plakat sagt: Keine
Angst! Wir schaffen das!
Aber „Keine Angst!“, das sagt man
ja nur, wenn sie schon längst da ist. Seit Anfang der Woche ist
klar, dass auch jemand auf der Insel sich mit dem Coronavirus
angesteckt hat. Gute Besserung wünschen wir ihm oder ihr. Und
Menschen, die ihm oder ihr zugewandt sind.
Ob es noch mehr Fälle auf der Insel
gibt? Davon wissen nur Gerüchte. Ein Kieler Angstforscher sagte der
Zeitung: Gerüchte sind es, die Angst machen. Deswegen wäre es gut,
wenn klar wäre, wo sich das Coronavirus ausbreitet. Recht hat er:
Einer, der sich nach einem Urlaub selbst in Quarantäne geschickt
hat, bekommt Nachrichten: Bist du es?
Der Sprecher des Landkreises sagt
dagegen: Wir werden nicht offen legen, in welchem Dorf jemand
erkrankt ist. Denn dann geht die Hexenjagd los. Recht hat auch er:
Wer in diesen Tagen mit einem fremden Kennzeichen über die Insel
fährt, ahnt etwas davon. Die Föhrer Polizei verurteilte im
Inselboten Aggression und Selbstjustiz.
Angst macht misstrauisch: Überall kann
das Coronavirus lauern. Angst macht wütend: Die anderen sind
Schuld. Angst raubt den Schlaf: Was wird morgen? Angst macht
ohnmächtig. Da ist nichts, was ich tun kann. Außer die Angst
auszuhalten.
Heute beginnt die Karwoche. Sie
erinnert unter anderem an den letzten Abend und die letzten Stunden,
die Jesus mit seinen Freunden verbringt. Er setzt sich mit ihnen
unter Olivenbäume. Die Freunde schlafen ein.
Aber Jesus kann nicht schlafen. Er hat
Angst. Er betet. Er legt sein Leben Gott in die Hände: „Was du,
Gott, willst, das soll geschehen!“ Ein Engel kommt und stärkt ihn.
Aber die Angst bleibt. Sie wird sogar noch größer. Er muss sie
aushalten.
Die Karwoche: Sie könnte auch
Angstwoche heißen. Gott teilt die Angst, die Menschen haben. Menschen
können ihre Angst mit Gott teilen. Die Angst bleibt. Aber Gott
bleibt auch.
Die Kirche steht den ganzen Tag offen. Ihr könnt also auch selber kommen und einen Stein ablegen. Ihr könnt eure Angst mit Gott teilen. Das Kreuz trägt sie für euch.
Wir haben einen Bibelvers ans Kreuz
gelegt: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir und will dich
segnen“ (1. Mose 26,24).
Die Angst ist da. Aber Gott ist auch
da. Teilt eure Angst mit ihm. Er teilt seinen Segen mit euch.
Haltet die Herzen offen!
Haltet die Herzen offen!
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