Sonntagsgruß - Den Alltag auspacken
Es heißt ja, die „Schnutenpullis“
sind das Modeaccessoir des Jahres. Keiner von der Stange, alle
handgenäht. Fast jeder ein Einzelstück. Manche sogar ein Kunstwerk.
Apropos Kunstwerk: In der Zeitung stand
in dieser Woche etwas über Christo, den Verpackungskünstler. Wie
damals den Reichstag wollte der dieses Jahr den Arc de Triomphe in
Paris verpacken. Das muss er jetzt verschieben.
Das hat uns auf eine Idee gebracht:
Vielleicht muss man die Vorschrift, diese Masken beim Einkauf zu
tragen, als Kunstaktion verstehen, die Christo sich ausgedacht hat.
Im Laden verhüllen wir voreinander die
Gesichter, zumindest einen großen Teil davon. Wir erkennen so
gerade, wer die oder der andere ist. Aber wie es ihr geht, was ihn
gerade bewegt, das können wir nicht erkennen.
Dann treten wir nacheinander aus dem
Laden. Erleichtert nehmen wir die Masken ab und und atmen ohne das
Stück Stoff vorm Mund erst einmal auf.
Wir sehen uns gegenseitig an. Wir sind
froh, dass wir einander wieder ganz sehen und vielleicht sehen wir
uns auch neu. Und wir schenken uns gegenseitig ein Lächeln.
Womöglich können wir auch diese ganze
verrückte Zeit der Corona-Pandemie als so eine Kunstaktion
verstehen: Das Virus hat mit all den Einschränkungen unseren Alltag
verpackt.
Gegen unseren Willen zwar. Aber
manchmal entfaltet dieser verhüllte Alltag seine eigene Schönheit:
Wir genießen die leeren Strände, wir leben in den Tag hinein in
diesen gefühlten Ferien.
Wir merken aber auch, was uns fehlt an
unserem Alltag: Die Arbeit, die Spaß macht und von der wir leben,
der Besuch bei Freunden, Essen zu gehen, Gottesdienst zu feiern.
Zum Glück wird der Alltag jetzt wieder
ausgepackt. Stück für Stück zwar nur. Aber er kommt langsam wieder
zum Vorschein. Und wir entdecken hoffentlich, was an ihm glänzt und
uns glücklich macht.
Schule ist etwas Feines. Die Fahrt zur
Familie auf dem Festland eine Freude. Die Kunden sind freundliche
Menschen. Und Gottesdienst ist schön, auch wenn keiner singt.
In der Bibel heißt es: „Das Alte ist
vergangen. Seht doch! Etwas Neues ist entstanden!“ Manchmal ist das
Neue gar nicht neu. Sondern wir sind sehen das Alte ganz neu!
Auch das ist Glaube. Das, was schon
längst da ist, neu zu sehen. Wie ein Geschenk, das wir auspacken. –
Haltet die Herzen offen!
Und hier das Video zum Text.
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