Wo Gott dich umarmt
Foto: Korinna Neef |
„Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, hier ist die Pforte des
Himmels.“ Jakob sagt das, in der Nacht, in der er träumt, von einer Leiter zwischen Himmel und Erde, an der Engel aufsteigen und absteigen, an deren Ende Gott steht und ihn segnet,
Uns bewegt am Ende der Woche diese Satz. Bekanntlich sind ja seit
Montag wieder Urlauber auf der Insel. Auf der Promenade, am Strand,
beim Einkauf, vor dem Eisladen. Und auch in der Kirche.
Die Inselmenschen können jede und
jeder von einer Begegnung der merkwürdigen Art erzählen. Zum
Beispiel: Wie einer sich weigert, im Laden die Maske aufzusetzen und
sagt: Ihr wollt ja mein Geld.
Ärgerlich, dass solche Geschichten
geschehen. Und schade, dass sie sich immer viel schneller
weitererzählen als all die freundlichen Begegnungen, die es vor
allem gibt.
Als ich auf der Bank vor der Kirche
saß, hielt eine Frau an und sagte: Sieben Monate konnte ich nicht
kommen. Jetzt habe ich richtig aufgeatmet. Die Luft, der Wind. Die
Weite, der Himmel.
Das hat uns dazu gebracht, auf die
andere Seite zu schauen: Wie erleben eigentlich Menschen die Insel,
die nur zu Besuch kommen? Was suchen und was finden die hier?
Die Inselmenschen vergessen das
manchmal, wie schön es hier ist auf der Insel. Auch das Schöne kann
Alltag werden. Aber wie gut für den, der wohnt, wo es schön ist,
und der dafür nicht in den Urlaub fahren muss.
Es gibt da diese Anekdote: Einer trifft
beim Abendspaziergang Gott und fragt ihn, was er denn ausgerechnet
hier auf Föhr mache, und Gott antwortet ihm: Home office.
Das klingt wie eine Variante zu diesem
Satz aus der Geschichte von Jakob und seinem Traum: „Hier ist
nichts anderes als Gottes Haus, hier ist die Pforte des Himmels.“
Wir hatten am Donnerstag am Strand einen
Himmelfahrtsweg aufgebaut. Vielleicht hat ihn sich jemand angeschaut: Sieben Stationen waren das. Schilder, die wir in den Sand
gesteckt hatten. Mit Bildern und Texten zu der Frage: Wo berühren
sich Himmel und Erde?
Wir vermuten ja, dass für viele
Urlauber Föhr genau das ist: Ein Ort, wo sich Himmel und Erde
berühren. Ganz wortwörtlich zum Beispiel, wenn einer am Strand
steht und über Watt und Meer zu den Warften schaut. Oder wenn eine
die Marsch um sich und den Himmel über sich hat, so weit das Auge
reicht.
Damit ist wohl auch etwas über Föhr
gesagt. Wie schön und weit es ist. Aber vor allem über die Menschen
oder den Menschen. Darüber, wonach eine oder einer sich sehnt.
Hier ist die Pforte des Himmels. Wir
finden ja, dass jede und jeder so einen Ort braucht. Ein Ort, an dem
sich Himmel und Erde berühren.
So einen Ort brauchst du als
Urlaubsort. Und auch im übertragenen Sinn. Einen Ort, an dem du
spürst: Hier ist gut sein. Hier kann ich gut sein. Hier liegt Segen
auf mir.
Ein Ort, an dem du ein- und ausatmest,
frei und tief. Wo du Träume träumst, die dich zum Lächeln bringen.
Wo du beladen hingehst und von dem du erleichtert zurückkehrst.
Jakob findet diesen Ort im Traum. Engel
steigen an einer Leiter auf und ab. Gott segnet ihn. Und er macht aus
diesem Ort eine Kirche: Er nimmt sich Steine und stellt sie
aufeinander und begießt sie mit Öl und nennt den Ort Bethel –
Haus Gottes.
So ein Ort, an dem sich Himmel und Erde
berühren, das kann auch eine Kirche sein. Eine Frau sagte uns: Wenn
ich St. Johannis betrete, dann fühlt sich das an, als ob mich jemand
in den Arm nimmt.
So einen Ort, an dem euch Gott in den
Arm nimmt, den wünschen wir euch.
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