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Es werden Posts vom Januar, 2013 angezeigt.

Wassertaufe und Geisttaufe

Weiß eigentlich ein kleines, gerade geborenes Kind, dass Gott ihm nah ist? Kann es fühlen, dass es Gott nah ist? Wir sind am Freitag mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden auf diese Fragen gestoßen. Manche haben gesagt: Wie soll das Kind das wissen, wo es doch noch nichts von Gott weiß und begreifen kann. Andere haben gesagt: Klar weiß so ein kleines Kind das, schließlich kommt es ja aus Gott, von Gott. Wir haben uns gefragt, wie es wohl weiter geht mit den Lebensjahren. Wie nah oder fern wir da Gott sind oder uns fühlen. Manche haben gesagt: Am Anfang fühlt sich der Säugling Gott nah – aber das Kind beginnt das zu vergessen. Es entfernt sich von Gott. Andere haben gesagt: Am Anfang weiß der Säugling nichts von Gott – aber das Kind hört dann Geschichten von Gott und kann ihm nahe kommen. Wir haben uns auch gefragt, wie es wohl für Jesus gewesen sein mag. Wie nah oder fern mag er sich Gott gefühlt haben? Die Weihnachtsgeschichten, die erzählen zwar: Da wird Christus geboren, der Rette

Ist ja Sonntag

„Ist ja Sonntag“, grummelt Herr M. und wirft die Serviette auf den Frühstückstisch. Er muss noch einmal ins Büro. Obwohl er sich zwischen den Jahren etwas anderes vorgenommen hat. "Ich gehe nicht mehr am Wochenende ins Büro", hatte er seiner Frau gesagt. "Soso", hatte die geantwortet. Sie kennt den Vorsatz schon vom letzten Jahreswechsel. Auch sein Chef kennt das Versprechen. "Aber", sagte er zu Herr M., „aber Sie wissen ja: Die Zentrale wartet auf die Jahresstatistik. Können Sie das nicht schnell am Samstag erledigen?" Herr M. zögerte, dann sagte er: "Na gut, dieses eine Mal noch." Wer sollte es auch sonst machen? Aber jetzt ärgert er sich, weil aus dem Samstag auch der Sonntag wird. Weil er sich wieder hat breit schlagen lassen. Er steht auf. "Ich geh’ dann mal", sagt er zu seiner Frau. "Jaja", sagt sie, "ist ja Sonntag." Draußen schlägt er den Mantelkragen hoch und geht schnellen Schrittes durch die Straßen.

Glanz im Alltag

Epiphanias ist heute, Tag der Erscheinung des Herrn. Gott erscheint in einem Menschen. Und die Menschen sehen ihn. Können ihn sehen. Wir haben das am Heiligabend schon einmal gefeiert. Heute feiern wir es wieder. Wir feiern noch einmal Weihnachten. Und das ist auch gut so. Denn Weihnachten beginnt ja schon zu verblassen. Die Plätzchen sind alle und die geschenkten Bücher ins Regal geräumt. Und auch die Weihnachtsstimmung verliert sich. Langsam aber sicher. In den ruhigen Aufräumtagen zwischen den Jahren. Im lauten Feiern an Silvester. Im Alltag, der uns morgen endgültig wiederhat. Ob noch etwas da ist: Von dem Hochgefühl des Heiligabend? Von der Freude und der Andacht? Von dem Licht und dem Glanz? Es muss ja reichen – bis zum nächsten Heiligabend. Da ist es gut, noch einmal Weihnachten zu feiern. Da tut es gut, sich noch einmal erinnern zu lassen. Noch einmal erinnern: Das gilt auch für den Propheten, den wir Jesaja nennen. Er lebt in Jerusalem. Dort, wo eigentlich Aufbruchstimmung her

Gute Fahrt

„Das ist der Letzte!“ Abraham ächzt und wuchtet einen Karton auf die Ladefläche. Peter kommt und stapelt ihn auf die anderen Kartons. Er nimmt einen Gurt und zurrt die Ladung fest. „Das hätten wir!“, sagt er und springt vom Transporter. Mit einem lauten Krachen schmeißt er die Türen zu. Abraham geht zurück ins Haus. In der Küche beugt sich Sarah gerade über einen Eimer und wringt den Wischlappen aus. „Fertig“, sagt sie und legt den Lappen über die Heizung. Abraham schaut sich um. „Wo ist das Wasser?“, fragt er. „Ich glaube, es steht im Wohnzimmer“, antwortet Sarah. Abraham geht durch den Flur. Er bückt sich und hebt eine Schraube auf. Im Wohnzimmer steht die Wasserflasche auf dem Fensterbrett. Abraham nimmt einen Schluck und schaut hinaus. „Das ist schon merkwürdig!“ Sarahs Stimme hallt in dem großen leeren Raum. Sie zeigt auf die Wände. Die Bilder haben schwarze Rahmen auf der gelben Farbe hinterlassen. Abraham nickt: „Das ist der Kerzenruß.“ Sarah kommt durch den Raum auf ihn zu und

Er sitzt neben dir

Kennen Sie eigentlich den Menschen, der neben Ihnen sitzt? Manche von Ihnen werden den Kopf schütteln. Nein, kenne ich nicht, der Platz war halt noch frei. Die meisten aber werden nicken. Klar kenne ich den. Mit dem bin ich verheiratet. Oder: Das ist mein Sohn. Das ist meine Schwester. Das ist mein Opa. Das ist meine Enkelin. Und natürlich kennen Sie sich. Schließlich leben Sie ja zusammen oder sehen sich zumindest oft. Wenn ich Sie fragte, könnten Sie mir das Aussehen des anderen einigermaßen beschreiben, ohne ihn dabei vor sich haben zu müssen. Sie könnten mir auch erzählen, was sie gern hat und er überhaupt nicht mag. Wie sollten Sie sonst die richtigen Geschenke beim Weihnachtsmann in Auftrag gegeben? Wenn wir uns die Zeit nähmen, würden Sie mir auch erzählen, dass sie immer vor dem Fernseher einschläft und er furchtbare Probleme beim Einparken mit dem Auto hat. Dass sie Stunden im Bad braucht und er immer so laute Musik hört. Und dass ihr Christstollen aber so was von lecker ist.

Das Christkind kommt

Sie haben das sicherlich auch schon gehört. Zumindest dann, wenn sie von hier sind. Also: Letzten Donnerstag stand einer auf dem Markt, hier in Klütz. Der quatschte einfach die Leute an. Und die Leute erschraken natürlich. Wer wird schon gern von einem Fremden angequatscht. Zumal dann, wenn er so aussieht, wie dieser Mann aussah: Eine blaue Daunenjacke, aus deren Nähten hier und da Daunen quollen. Eine dunkelgrüne Jeans, die – wie man so schön sagt – gestanden hätte, wenn er sie ausgezogen hätte. Aber es sieht so aus, als hätte er das schon lange nicht mehr gemacht. Zumindest kann er sich schon lange Zeit die Haare nicht mehr gewaschen haben. Ziemlich verfilzt sahen die aus. Und auch der Bart war ziemlich zersaust. Sie wissen schon, so ähnlich wie der Mann, der im Sommer hier immer mit den vielen Fahnen und Türen an seinem Fahrrad unterwegs ist. Aber der war’s nicht. Es war ein anderer. Wie auch immer. Dieser Mann sprach jedenfalls einfach und wahllos die Menschen an. So weit ich das s

Kommet, ihr Hirten

Es ist Zeit für das Weihnachtsessen. Herr Hirte hat den Kampf mit der Gans für sich entschieden. Die Jungs Paul und Franz stellen kleine Ritter auf, die ihre Teller bewachen. Oma rückt die Serviette auf dem Schoß zurecht. Frau Hirte kostet den Wein und schmatzt wohlig. "Guten Appetit!", wünscht Herr Hirte. "Frohe Weihnachten", sagt Oma. "Was gibt es eigentlich zum Nachtisch?", fragt Paul. "Na, was wohl?!", sagt Franz. Es klingelt an der Tür. Frau Hirte springt auf. Herr Hirte schaut auf die neue Uhr. Frau Hirte kommt zurück. "Ich hab' ihm gesagt, dass es gerade ungünstig ist, aber..." Hinter ihr tritt ein Mann in das Esszimmer. Alles an ihm ist weiß: der Anzug, die Haare und sogar die Haut. Frau Hirte kneift die Augen zusammen. Herr Hirte schaut nach der Deckenlampe; aber die ist aus. Oma starrt auf den Mann. Die Jungs halten sich an ihren Rittern fest. "Fürchtet euch nicht!", sagt der Mann, "seht doch: Ich bringe euc