Kommet, ihr Hirten

Es ist Zeit für das Weihnachtsessen. Herr Hirte hat den Kampf mit der Gans für sich entschieden. Die Jungs Paul und Franz stellen kleine Ritter auf, die ihre Teller bewachen. Oma rückt die Serviette auf dem Schoß zurecht. Frau Hirte kostet den Wein und schmatzt wohlig.
"Guten Appetit!", wünscht Herr Hirte. "Frohe Weihnachten", sagt Oma. "Was gibt es eigentlich zum Nachtisch?", fragt Paul. "Na, was wohl?!", sagt Franz.
Es klingelt an der Tür. Frau Hirte springt auf. Herr Hirte schaut auf die neue Uhr. Frau Hirte kommt zurück. "Ich hab' ihm gesagt, dass es gerade ungünstig ist, aber..." Hinter ihr tritt ein Mann in das Esszimmer. Alles an ihm ist weiß: der Anzug, die Haare und sogar die Haut.
Frau Hirte kneift die Augen zusammen. Herr Hirte schaut nach der Deckenlampe; aber die ist aus. Oma starrt auf den Mann. Die Jungs halten sich an ihren Rittern fest.
"Fürchtet euch nicht!", sagt der Mann, "seht doch: Ich bringe euch eine große Freudenbotschaft. Denn heute ist in der Stadt Davids für euch der Retter geboren worden: Es ist Christus, der Herr!"
Gesang erklingt. Herr Hirte schaut nach dem Radio; aber das ist aus. "Ehre sei Gott in der Höhe!", singen klare Stimmen, "und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens."
Der Gesang, das Licht und der Mann verschwinden. "Was war das?", fragt Frau Hirte. Herr Hirte zuckt mit den Schultern. Oma angelt nach ihrer Serviette, die ihr vom Schoß gerutscht ist.
"Ich will in die Stadt Davids und den Retter sehen!", sagt Franz. "Ich auch", sagt Paul. Die beiden Jungs stehen auf und stecken ihre Ritter in die Hosentasche. Auch Oma und Frau Hirte gehen in den Flur. Herr Hirte nimmt einen Schluck Wein und folgt ihnen.
Die Haustür fällt ins Schloss. Der Gänsebraten auf den Tellern dampft noch.

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