Warte doch mal - ein Adventsdialog
[Er sitzt, sie läuft auf und ab. Sie
kommt zu ihm.]
Sie:
Was machst du da?
Er:
Ich warte.
Ahja.
Und worauf wartest du?
Worauf
werde ich im Advent wohl warten?
Aufs
Christkind?
Erraten!
[Er sitzt, sie läuft auf und ab. Sie
kommt zu ihm.]
Sie:
Hast du jetzt genug gewartet?
Er:
Ist das Christkind schon da?
Nein.
Natürlich noch nicht.
Dann
muss ich weiter warten.
Mal
im Ernst: Ich habe keine Zeit, zu warten.
Das
merke ich. Ständig läufst du auf und ab.
Irgendwer
muss ja auch alles vorbereiten. Vom Warten jedenfalls kommt das
Christkind nicht.
Nein?
Aber vom Putzen kommt es?
Immerhin
wird davon die Wohnung sauber. Und ich will eine saubere Wohnung
haben, wenn das Christkind kommt.
Das
Christkind ist doch nicht meine Mutter. Ihm ist es egal, ob die
Wohnung sauber ist.
Mir
aber nicht. Und Geschenke müssen auch noch besorgt werden. Hast du
dir darüber schon mal Gedanken gemacht?
Wieso
ich? Die Geschenke bringt doch das Christkind.
[Sie winkt ab und läuft weiter auf
und ab. Er bleibt sitzen.]
Er:
Kannst du nicht einmal still stehen? Ich werde ganz nervös, wenn du
dauernd hin- und herläufst.
Sie:
Du solltest auch ganz nervös werden. Bald ist das Christkind da und
nichts ist vorbereitet.
Ich
bereite mich gerade vor.
Achso?
Du machst doch nichts als sitzen.
Doch.
Ich warte aufs Christkind.
Das
weiß ich inzwischen. Aber was ist daran Vorbereitung?
Setz
dich mal hin, hier neben mich, dann wirst du das sehen.
Dazu
habe ich keine Zeit.
Siehst
du!
Was
soll ich sehen?
Das
ist meine Vorbereitung: Ich nehme mir Zeit.
Du
nimmst dir also Zeit. Wofür?
Zum
Warten aufs Christkind.
Das
sagtest du bereits. Aber du musst doch etwas tun.
Mach
ich doch: Ich warte.
Nun
hör' aber auf. Du machst nichts als herumsitzen und dummes Zeug
reden.
Das
habe ich überhört. Setz du dich doch endlich mal hin.
Aber
ich habe keine Zeit.
Kein
Problem. Ich schenke dir welche von meiner.
[Er
reicht ihr eine kleine Schachtel.]
Er:
Setz dich.
[Sie
setzt sich.]
Sie:
Und jetzt?
Jetzt
warten wir gemeinsam.
Worauf?
Aufs
Christkind.
Einfach
so?
Einfach
so.
[Beide
schweigen.]
Können
wir dabei nicht etwas machen?
Wir können nichts tun als warten.
[Beide schweigen.]
Weißt
du noch, wie es war, als Kind aufs Christkind zu warten?
Siehst du. Das meine ich.
Was
meinst du womit?
Ich meine: Du beginnst zu warten.
Wieso?
Weil dir einfällt, wie du als Kind
aufs Christkind gewartet hast.
Da
war es ja auch noch schön zu warten.
Ich habe meine Eltern jeden Tag
gefragt, wann das Christkind endlich kommt.
Und
ich wollte von ihnen immerzu wissen, was es mir bringt.
Mit jedem Säckchen, das ich von
meinem Adventskalender genommen habe, habe ich mich ein bisschen mehr
gefreut.
Ich
habe mir ständig vorgestellt, was ich wohl alles bekomme und wie ich
dann damit spiele.
Siehst du. Da hast du gewartet aufs
Christkind.
Vor
allem habe ich etwas von ihm erwartet.
Jede Menge Geschenke.
Viel
wichtiger war die Freude.
Und die Freude fing ja schon beim
Warten an.
Genau.
Ich freute mich darauf, mich zu freuen.
Und deswegen sitze ich hier und warte.
Um
dich schon einmal vorzufreuen.
Ja. Die Vorfreude ist doch die
schönste Freude.
Aber
die ist nur zu haben, wenn ich warte.
Und wenn ich etwas erwarte.
Vom
Christkind.
Mehr Vorbereitung braucht es nicht.
Sauber
machen müssen wir trotzdem und Geschenke besorgen.
Na gut. Aber erst morgen. Heute warten
wir noch ein bisschen.
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