Montagsblues

„Ach, mein Herr und Gott! Dazu tauge ich nicht!“ So sagt Jeremia, als Gott ihn losschicken will.

Für uns klingt das nach Montagsblues. An so einem Montag schleicht sich manchmal ein graues Gefühl an und flüstert: Das, was du gestern im Gottesdienst gesagt und gebetet hast, das war alles nur hohl und leer.

Und die neuen Termine im Kalender drängen sich aneinander und schauen sich belustigt an und sprechen dann durcheinander: An mir wirst du scheitern. Und an mir auch.

„Ach, mein Herr und Gott! Dazu tauge ich nicht!“ Wir vermuten, dass dieser Montagsblues auch in anderen Berufen und bei anderen Tätigkeiten erklingt.

Vielleicht, wenn eine Lehrerin nach der Schule nach Hause kommt und noch einmal die Situationen aufsteigen, in denen sie etwas hätte anders erklären sollen, damit alle es verstehen.

Und wenn sie dann über den Unterrichtsvorbereitungen sitzt und jeden einzelnen aus der Klasse sieht und sie sich fragt, wie sie ihnen allen gerecht werden soll.

„Ach, mein Herr und Gott! Dazu tauge ich nicht!“ Wir können uns auch vorstellen, dass dieser Montagsblues so etwas wie ein Urlaubsschlager ist.

Zwischen mir und dem Alltag liegt eine Fährfahrt, aber manches in meinem Alltag erkenne ich ja aus der Ferne besser, als wenn ich mittendrin bin.

Und weil ich mich für die Urlaubstage aus dem Alltag löse, nehme ich mir vor, dieses und jenes zu ändern und ein wenig frische Brise mitzunehmen – und weiß doch: Ganz schnell werde ich wieder in die alten Routinen fallen.

„Ach, mein Herr und Gott! Dazu tauge ich nicht!“ Wir unterstellen, dass alle, die immer mal wieder diesen Satz ausstoßen, das lieben, was sie tun.

Es ist ein Stoßseufzer, bei dem sich das Herz gleichzeitig zusammenzieht und weitet: Nein, was ich tun soll, kann ich nicht – nicht gut genug jedenfalls. Aber: Ja, es ist das, was ich von ganzem Herzen tun will.

Bei dem, was mir egal ist, ist es mir auch egal, wie ich dem gerecht werde. Aber bei dem, was mir am Herzen liegt, will ich alles tun, um es gut zu tun.

Zweifel daran, ob ich tauge – die nagen nur dort, wo mir das Herz brennt. Und je heftiger sie nagen, umso lodernder brennt das Herz.

„Ach, mein Herr und Gott! Dazu tauge ich nicht!“ – Gott hört die Zweifel. Aber er wischt sie einfach beiseite: „Sage das nicht! Sondern geh, wohin ich dich sende!“

Gott würgt den Montagsblues ab: „Hör bloß auf mit der alten Leier. Immerzu dasselbe Gequake. Ich kann es nicht mehr hören. Ich singe dir mal ein neues Lied.“

Das Lied gegen den Montagsblues hat zwei Strophen, mindestens. Die erste Strophe singt ein Loblied auf die Gaben, die Menschen in sich tragen.

Damit das Herz brennen kann, braucht es ja Futter. Und dieses Futter sind die Gaben. Die Begeisterung in mir steigt auf, wenn ich meine Gaben entdecke und ausbreite.

Und Gaben sind ja Gaben. Die kommen vielleicht aus mir. Aber zuvor hat sie mir jemand gegeben. „Ich lege sie in dich hinein“, sagt Gott.

Die zweite Strophe des neuen Liedes, die erzählt von dem Wunder, was aus den Gaben alles werden kann. Dann, wenn ich den Gaben vertraue, die Gott in mich legt.

Einmal losgelassen, entfalten die Gaben nämlich gern ihr Eigenleben. Ich fange mit ihnen etwas an – und sie fangen mit mir etwas an.

Gott fängt mit mir etwas an. Was ich anfange, bringt er zu einem Ziel. Anders womöglich, als ich es mir gedacht habe. So, dass er mich mit mir selber überrascht.

Erholt siehst du aus, sagen mir dann Menschen, wenn ich aus dem Urlaub zurückkehre. Und tatsächlich, jetzt, da sie es sagen, fühlt sich das auch so an. Und der Routineknoten löst sich hier und da und der Alltag gewinnt etwas Urlaubsleichtes.

Und im Unterricht meldet sich ein Schüler und spannt einen Bogen von dem einen Thema zum anderen und allen geht ein Licht auf – auch der Lehrerin: Sie haben etwas verstanden.

Und uns sagen nach dem Gottesdienst unabhängig voneinander zwei Menschen, dass sie einen Gedanken neu gefunden haben. Der Gedanke ist in beiden Fällen ein anderer.

Und der Gedanke, den wir hatten, der war noch einmal ein anderer. Und doch haben die Worte etwas angestoßen. Hat Gott etwas zum Ziel gebracht.

Darauf wollen wir vertrauen. Und warten gespannt, was aus dem Montagsblues wird. 

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