Posts

Es werden Posts vom 2014 angezeigt.

I'm dreaming of a heile Welt

„I'm dreaming of a white Christmas“ – so sang Bing Crosby vor 73 Jahren, am ersten Weihnachtstag 1941. Da hatte der Zweite Weltkrieg gerade die USA erreicht. Vierzehn Tage zuvor hatten die Japaner Pearl Harbor überfallen. Die USA hatten daraufhin Japan den Krieg erklärt. Deutschland und Italien sprangen ihrerseits Japan zur Seite. Die Vereinigten Staaten waren auf einmal mittendrin im Kriegssog. „I'm dreaming of a white Christmas / Just like the ones I used to know.“ Was wäre es schön, wie als auf das Glöckchengebimmel von Schlitten zu horchen, statt auf das Heulen von Tieffliegern und Bomben und Sirenen. Der Traum von der weißen Weihnacht fängt als Traum von der heilen Welt an, als sie in ihre Einzelteile zerbombt wird. Auch im Jahr 1945 steht das Lied zur Weihnachtszeit an der Spitze der Hitparade. Da feiern sie die erste Friedensweihnacht – und wer jetzt das Lied mitsingt, singt vielleicht auch von der Erfüllung der Sehnsucht. Die Erfüllung der Sehnsucht. Vor etwas mehr al

"Weihnachtschwärmer" - ein Hirtendialog

In der Gegend von Betlehem waren Hirten draußen auf den Feldern. Sie hielten in der Nacht Wache bei ihrer Herde. - Leg' dich doch hin und schlaf'. - Lass mich doch. - Aber ich seh' doch, dass dir dauernd die Augen zufallen. - Ja. Ich will mich aber nicht hinlegen. - Ich komme auch gleich nach. - Das sagst du immer. … Meinst du, es wird jemals anders werden? - Was soll anders werden? - Naja. Alles. Das Leben. Die Tage. - Was soll da anders werden? Stimmt etwas nicht? Mit uns? - Nein. Es ist alles in Ordnung. Wie immer. Aber das ist ja das Problem. - Was ist daran ein Problem, wenn alles in Ordnung ist? Hättest du gern etwas mehr Unordnung? Ja, ich weiß. Früher, da waren wir dauernd … Wir werden halt älter und da… - Ach, ich weiß nicht. Es ist schon in Ordnung, dass alles in Ordnung ist. Aber irgendwie … - Irgendwie was? - Irgendwie fehlt was. - Aber wir haben doch alles. Du hast eine tolle Arbeit. Ich bin auch zufrieden. Unsere Kinder sind toll, wenn sie nicht gerade am Zeig

Abschließen oder nicht abschließen?

Er: Was mir gerade einfällt: Hast du eigentlich abgeschlossen, als wir vorhin los sind? Sie: Nee, habe ich nicht. Du warst doch die letzte, die aus dem Haus gegangen ist. Ja, und? Da hättest du doch dran denken müssen, abzuschließen. Habe ich auch. Ja, und? Warum hast du nicht abgeschlossen? Du solltest inzwischen wissen, dass man auf Föhr Türen nicht abschließt. Sicher? Wir können ja mal eine Umfrage machen: Wer von Ihnen hat denn abgeschlossen, bevor er oder sie hierher gekommen ist? Bitte einmal die Hand heben. Und wer hat die Tür offen gelassen? Jetzt bitte die Hand hoch. Bei denen, die offen gelassen haben, ist bestimmt jemand zuhause geblieben. Und bei uns ist jetzt niemand. Wer weiß, vielleicht ja doch. Du bist gut. Ich find das nicht zum Spaßen. Ich auch nicht. Ich nehme nur diesen Adventsvers völlig ernst. „Macht die Tore weit und die Türen in der Welt hoch.“ Ja. Das ist doch aber nicht wörtlich gemeint. Das weiß ich auch. Aber ich möchte es gern wörtlich nehmen. Wozu das? „D

Wenn er einzieht

Das Warten hat jetzt endlich – einen Anfang. Alles ist vorbereitet für den Advent. Die erste Kerze brennt am Adventskranz. Der Herrnhuter Stern strahlt. Auch bei Ihnen zu Hause wird sich wohl spätestens heute der Advent ausbreiten – wenn er nicht schon in der Woche begonnen hat. Die selbst gebackenen Kekse warten auf den Adventstee. Die Adventskalender locken mit den noch verschlossenen Türchen. Die Sterne und Engel an den Fensterscheiben, die Lichtergirlanden an den Häusern künden vom Advent. Jetzt also kann das Warten beginnen – denn das ist er ja, der Advent: Eine Zeit des Wartens. Eine Zeit des Wartens – worauf eigentlich? Worauf warten Sie im Advent? Was erwarten Sie vom Advent? Wir wünschen uns ja gern einen besinnlichen Advent, in dem wir ein wenig zur Ruhe kommen, die Zeit genießen – und wissen doch, dass der Advent auch den Stress der zahllosen Adventsfeiern und die Vorweihnachtshektik bringt. Vielleicht sehnen wir uns auch nach einem friedlichen Advent, der uns schöne Stunden

Bis die Sonne wieder scheint

Immer wenn ich dich besuch, fühl ich mich grenzenlos. / Alles andere ist von hier aus so weit weg. / Ich mag die Ruhe hier zwischen all den Bäumen, / als ob es den Frieden auf Erden wirklich gibt. / Es ist ein schöner Weg, der unauffällig zu dir führt. / Ja, ich habe ihn gern, weil er so hell und freundlich wirkt. Das sind Zeilen der Band „Die Toten Hosen“. „Nur zu Besuch“ heißt der Song, der von einem Tag wie heute erzählt. Er erzählt davon, wie einer sich auf den Weg zu einem Besuch macht. Zum Besuch auf den Friedhof, an das Grab eines Menschen, der gestorben ist, der ihm fehlt. So wie wir heute zu Besuch sind an den Gräbern der Menschen, die uns lieb waren. Manche dieser Gräber sind noch ganz frisch und mit ihnen die Wunden, die der Tod schlug. Andere Gräber bedeckt das Tannengrün so friedlich, wie die Zeit die Wunden hat heilen lassen. Und doch: Ob es nun erst Tage und Wochen oder schon Monate oder gar Jahre sind, die seit dem Tod vergangen sind: In diesen Tagen, heute, kehren wir

Mit ausgebreiteten Armen

Das weiße Haus auf der Düne wird größer. Die Fähre schiebt sich durch die Fahrrinne dem Hotel und dem Hafen entgegen. Langsam ziehen die Sandbänke und die Birkenstämme an ihm vorüber. Zu langsam für Karl, der über das Oberdeck der Fähre läuft. Die Jacke weht im Wind. Er spürt die Kälte nicht, der feine Sprühregen macht ihm nichts aus. Er bleibt stehen, kneift die Augen zusammen und schaut in Richtung Anleger. Der Triebwagen ist noch nicht da. Karl schaut auf die Uhr. Er müsste gerade im Bahnhof losgefahren sein. Karl läuft zum Heck und schaut in das aufgewühlte Fahrwasser, das die Fähre hinter sich herzieht. Oft ist er schon hin- und hergefahren. Noch nie hat es ihn so gestört wie heute. Dabei hätte er nicht aufs Schiff steigen müssen. Er hätte ganz einfach auf der Insel warten und ihn vom Hafen abholen können. Aber er konnte nicht anders. Als er von seinem Großen hörte, dass der Kleine unterwegs sei, schaute er auf den Fährplan in seinem Portemonnaie, fuhr zum Hafen, stieg auf das Sch

Gegen das Falkengeschwader

„Wenn der Falke unterwegs ist, bleibt die Taube besser im Gebüsch.“ So hat mir mal ein lebenskluger Mann gesagt, der Wirt einer mecklenburgischen Dorfgaststätte. Als er mir das sagte, habe ich gelächelt und nicht widersprochen. Das Plakatmotiv zur Friedensdekade tut es. Es widerspricht. Auf rotem Grund sind schwarze Falken zu sehen. Ein Geschwader im Formationsflug. Eine einsame weiße Taube stellt sich gegen das Geschwader. Sie steht in der Luft und rüttelt mit den Flügeln. Als wolle sie das Falkengeschwader aufhalten - ohne Aussicht auf Erfolg, aber voller Hoffnung. „Befreit zum Widerstehen“ steht auf dem Plakat. So lautet das Motto der diesjährigen Ökumenischen Friedensdekade. „Befreit zum Widerstehen“: Was das heißt, davon erzählt eine Geschichte aus dem zweiten Buch Mose: Da kam ein neuer König auf in Ägypten, der wusste nichts von Josef und sprach zu seinem Volk: „Siehe, das Volk Israel ist mehr und stärker als wir. Wohlan, wir wollen sie mit List niederhalten, dass sie nicht noc

Silberne Alltagsunterbrechung

Liebe Silberne Konfirmandinnen und Konfirmanden, welche Bilder mögt ihr noch aus eurer Konfirmandenzeit haben? Ich sehe aus meinem Jahr als Konfirmand den Raum in dem Pastorat, das dort Pfarrhaus hieß. Ein Wandbehang: Dunkler Hintergrund. Darauf eine leuchtende Kerze in einem Ständer gestickt und der Spruch: Lux lucet in tenebris. Licht leuchtet in der Dunkelheit. Das fröhliche Chaos während des Unterrichtes. Scherzen mit den anderen Jungs. Das Mädchen, das mich küssen wollte. Dunkel: Die Konfirmation selber. Der Einzug in die kleine Kirche. Der Anzug: Graues Jackett, dunkelblaue Hose. An die Pastorin erinnere ich mich auch noch. Uralt kam sie mir vor. Viel zu freundlich war sie für uns Jugendliche. Euer Pastor war Pastor Trede. Ihr wart seine letzten Konfirmanden vor dem Ruhestand! Er hat euch zu eurer Silbernen Konfirmation geschrieben: „Ich bin froh, meine Aufzeichnungen für die letzten drei Gottesdienste mit Euch aufbewahrt zu haben: Am 12. März 1989 habe ich 23 Konfirmanden der Ge

Die Pastorin und der Troll

Pastorin: Liebe Gemeinde, Gott streut aus, wovon wir leben können. Troll: Und wir sammeln auf, was uns gut tut. Was? Oh, Muck. Du bist das. Und eine Blume hast du mir mitgebracht. Nun tu nicht so überrascht, dass ich hier bin. Stand doch auf den Plakaten drauf: Erntedankgottesdienst mit der Trachtentanzgruppe und Muck. Und in der Zeitung stand's auch. Ich bin nicht überrascht, dass du da bist. Das wusste ich ja, dass du kommst. Aber ich freue mich, dass du mir eine Blume mitgebracht hast. Danke schön. Bitte schön. Hab' ich eben aus dem Strauß da vorne geklaut. Das habe ich mir schon gedacht. Trotzdem danke. Schmeißt du die morgen in den Backofen und verbrennst sie? Wie kommst du darauf? Hat doch Jesus gesagt: Die Wiesenblumen sind heute schön und werden morgen im Backofen verbrannt. Jaaa, weißt du: Damit wollte er doch nur sagen, dass du dir keine Sorgen machen sollst. Mache ich mir aber. Um die schöne Blume. Die soll nicht verbrannt werden. Wird sie ja auch nicht. Die stelle i

Berlin und Thessalonich

Berlin im Jahr 2003. Dort lebt Marie, eine 14 jährige Jugendliche. „Ich bin nicht dumm“, sagt sie von sich. „Nur faul.“ Zu faul, zu lustlos, um für einen ordentlichen Schulabschluss zu arbeiten. Dort lebt Olayinka, ein Junge aus Nigeria, 16 Jahre alt. Bei Kämpfen in seinem Heimatland starben seine Eltern. Er ist nach Deutschland geflohen, auf der Suche nach einem Ort, an dem es ihm besser geht. Allein fühlt er sich in der großen Stadt, wo es so wenige Schwarze gibt und so viele Weiße. Dort lebt auch Martin, 19 Jahre. Aus der Enge der Kleinstadt ist er in die Großstadt gezogen. Er ist lieber für sich und hält einen Sicherheitsabstand zu anderen Menschen. Martin, Olayinka und Marie sind drei Jugendliche, die der Dokumentarfilm „Rhythm is it“ vorstellt. Er zeigt, wie 250 Kinder und Jugendliche aus Berlin an einem Tanzprojekt arbeiten: Gemeinsam sollen sie das Ballett Le Sacre du Printemps von Strawinsky einüben und dann gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern aufführen. Das ist die ein

"Die meinen doch, sie seien allein im Himmel"

Ein Jude stirbt und kommt in den Himmel. Verwundert steht er vor dem Himmelstor, denn damit hatte er eigentlich nicht gerechnet. Er hatte sich noch nicht einmal Gedanken darüber gemacht. Doch nun ist er erfreut und gerührt, als ihn Petrus freundlich empfängt und ihn mit den Regeln im Paradies vertraut macht. Ach, wie ist das alles schön! Es ist auch schon geklärt, wo er im Himmel wohnen wird. Petrus beschreibt ihm den Weg. Am Ende ermahnt er ihn, dass er sich im jüdischen Himmelssaal aber bitte ruhig verhalten solle. Darüber wundert sich der Jude. Beim Gebet in der Synagoge ging es laut zu. Wenn am Schabbat, und der sollte doch ein Vorgeschmack aufs Paradies sein, die Gemeinde zum „Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth“ kam, dann toste der ganze Raum von lauten Rufen der Beter. Warum sollte ausgerechnet im Himmel Ruhe herrschen? Petrus sah seine Zweifel. „Weißt du, im Nebenraum sind die Christen. Und die meinen doch, sie seien allein im Himmel!“ Wunderbar leichtfüßig kommt diese

Der Kaufmann und die Perle und das Himmelreich

Es war einmal ein Kaufmann, der hatte ein Geschäft, in dem er allerlei Schmuck verkaufte, Ketten, Armreifen, Ohrringe. Wertvolles und weniger Wertvolles. Er selber war immer auf der Suche. Auf der Suche nach der besonderen Perle, die einmalig schön und groß und echt war. Immer wieder machte er sich auf die Reise und suchte bei anderen Händlern nach der einen Perle. Und wirklich: Eines Tages fand er eine, die war schöner, größer und wertvoller als alle, die er bis dahin gesehen hatte. Und er wusste sofort: Die war es, die er haben musste. Aber sie kostete ein Vermögen. Mehr als er sich leisten konnte. Mehr womöglich auch, als er besaß. Da ging der Kaufmann traurig nach Hause. Das war die Perle, nach der er gesucht hatte. Und er sollte sie nie bekommen. Als er nach Hause kam, da wusste er, was er tun musste. Er verkaufte alles, was er hatte. Sein Haus, in dem er wohnte. Sein Geschäft und all den Schmuck, den er dorte hatte. Als er das getan hatte, zählte er zusammen, was er bekommen hatt